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Eve Smith

Der letzte Weg

  • Autor:Eve Smith
  • Titel: Der letzte Weg
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:10 Januar 2022
  • Preis:15.00 EUR

 
»Der letzte Weg« von Eve Smith


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(5)

 
 
Lily ist 69 Jahre alt und steht kurz vor ihrem Geburtstag. Was früher ein Grund zur Feier war, ist heute ein Grund, Angst zu haben. Denn mit siebzig hat man kein Anrecht mehr auf Antibiotika. Die wenigen wirksamen Medikamente die es noch gibt, sind für junge Menschen reserviert.

Kate weiß, dass sie adoptiert wurde. Auf dem Sterbebett ihrer Mutter versprach sie dieser, sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter zu machen und sich ihrer Geschichte zu stellen. Kein leichtes Versprechen für Kate.

Mary lebt, liebt und arbeitet in Afrika. Sie hilft bei der Erforschung für ein Heilmittel gegen die weiße Pest - Tuberkulose. Doch alle Forschungen helfen nicht und es sterben immer mehr Menschen. Eine weltweite Pandemie nimmt in der Wiege der Menschheit ihre Anfang.

Eve Smith hat mich mit ihrem Roman völlig überrascht! Den Klapptext fand ich ansprechend und das Cover weckte meine Neugierde. Dass mich das Buch dermaßen fesseln würde, damit hatte ich jedoch absolut nicht gerechnet. Die Autorin lässt die Geschehnisse aus drei Blickwinkeln von drei unterschiedlichen Frauen erzählen; und springt zwischen jetzt und damals hin und her. Zu Anfang tat ich mir mit diesem Stil etwas schwer und vertauschte die Namen häufiger. Als ich für mich jedoch alles sortiert hatte, konnte die Handlung Fahrt aufnehmen.
Und das tat sie auch! Eve Smith schildert die Folgen von unkontrolliertem Medikamenten Missbrauch nicht nur beim Menschen, sondern auch in der Tierhaltung. Für meinen Geschmack ist dieses Thema viel zu wenig präsent und wird gerne mit einem Schulterzucken abgetan. Dabei kann ich mir durchaus vorstellen, dass ein Szenario, wie es die Autorin schildert, gar nicht so weit hergeholt ist. Durch den ungezügelten Konsum von Medikamenten, insbesondere von Antibiotika, werden immer mehr Menschen Medikamentenresistent. Das hat schwere Krankheitsverläufe zur Folge, aber eben auch, das plötzlich ein Schnupfen oder ein kleiner Kratzer lebensbedrohlich werden. Medikamente werden unerschwinglich teuer und sind nur noch bis zu einem gewissen Alter erhältlich. Nackt, ungeschönt und brutal ehrlich berichtet die Autorin von diesen Folgen und wie wir damit umgehen müssen: Kein körperlicher Kontakt mehr, ständiges Testen auf Krankheitserreger, keine Haustierhaltung, Verletzungsgefahrminimierung. Eine sterile und wenig lebenswerte Welt. Und doch ist das Leben immer noch lebenswert und jeder klammert sich daran.
Auf der einen Seite schildert Eve Smith die Folgen berührend schrecklich und ich war zu Tränen gerührt, da mich die Einzelschicksale tief bewegten. Und gleichzeitig bleibt sie kalt und nüchtern, wenn sie auf die Allgemeinheit blickt und wie es bis zu diesem Moment kam. Fast kam es mir vor, als würde sie einen Blick in unsere nicht allzu weit entfernte Zukunft werfen.
Als Auflockerung steht die innige Beziehung zwischen Mutter und Kind im Vordergrund. Wie sehr kämpft eine Mutter, damit ihr eigen Fleisch und Blut es besser haben kann, glücklich ist und sich geliebt fühlt. Zum einen die Beziehung zwischen Kate und ihrer Tochter Sasha, aber eben auch zwischen Kate und ihrer leiblichen Mutter Lily, die sich erst am Lebensende kennenlernen durften.

Stellvertretend für alle Menschen, erzählt Eve Smith die Geschichte aus der Perspektive von Mary, Kate und Lily. Wie gehen sie mit der Situation um. Gerade Kate, als Krankenschwester, eigentlich da, um Menschen zu heilen und ihnen zu helfen trägt eine schreckliche Bürde; denn sie begleitet über siebzigjährige auf ihrem letzten Weg. Der Schock, wenn die Angehörigen erfahren, dass ihren geliebten Menschen nicht mehr zu helfen ist und sie sich für den Tod entschieden haben. Und was macht es mit einem, wenn man in so einer Situation steckt.
Und in solch eine prekäre Situation kommt Lily. Mit ihren neunundsechzig Jahren lebt sie in einem Pflegeheim und muss sich tagtäglich mit dem Tod auseinandersetzen. Nicht nur mit dem von irgendwem, sondern mit dem ihrer Freunde, Nachbarn und ihrem eigenen.

Mein Fazit

Eve Smith regte mich mehr zum Nachdenken an, als es ein einfacher Roman je geschafft hätte. Tiefgründig, bewegend und doch spannend und interessant. Ein tolles Buch!
 


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