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James A. Moore

Alien - Jenseits der Sterne

  • Autor:James A. Moore
  • Titel: Alien - Jenseits der Sterne
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:08 September 2015
  • Preis:8,99 EUR

 
»Alien - Jenseits der Sterne« von James A. Moore


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
„Blut ist dicker als Wasser“, diese Volksweisheit bekommt Alan Decker auf dem Planeten LV 178, auch bekannt als New Galveston, schmerzlich zu spüren, denn als er dort im Rahmen seiner Tätigkeit bei dem Terraforming-Projekt der Weyland-Yutani Company eingesetzt wird, schleichen sich schreckliche Visionen von Tod und Vernichtung in sein Bewusstsein.

Als die Terraformer kurze Zeit später ein riesiges, aus weichem schwarzem Sand bestehendes Gebiet entdecken, kommt das Projekt kurzzeitig zum Erliegen. Bei dem Versuch einen Streit unter seinen Kollegen zu schlichten, verletzt sich Decker und wird auf die Erde zurückgebracht. Während er im Kälteschlaf liegt, entdeckt man auf New Galveston unter dem schwarzen Sand eine unterirdische Stadt und ein abgestürztes Raumschiff. Aufgrund einiger Indizien die sich im Raumschiff finden lassen, kommt man bei Weyland-Yutami zu dem Entschluß, dass sich eine, schon seit Jahrhunderten bekannte außerirdische Spezies mit der Bezeichung Xenomorph XX-121 in dem Raumschiff befunden haben muss. Eine Lebensform, mit der unter anderem Ellen Ripley vor über 300 Jahren erste Erfahrungen gesammelt hat.

Da man bei Weyland-Yutami herausgefunden hat das Decker ein schwacher Empath ist (er hat, als er auf der Krankenstation im Koma lag im Schlaf geredet) und empathisch mit den Aliens in Kontakt steht (durch seine Träume und Visionen), will man ihn für eine Bergungsmission rekrutieren. Als Druckmittel wird seine Verwandtschaft mit Ellen Ripley herangezogen, die einst durch die Zerstörung der NOSTROMO der Company eine Menge Schaden zugefügt hat, dessen Wiedergutmachung man nun von Decker, sollte er seine Mitarbeit bei dem anstehenden Unternehmen verweigern, einfordert. Decker willigt, auch im Hinblick auf seine Familie, zähneknirschend ein und wird an Bord der KIANGYA, zusammen mit über 30 Söldnern, zurück nach New Galveston gebracht, wo er für die Company nun Bioproben (wenn möglich ein lebendes Exemplar) der Aliens sicherstellen soll. Diese sind jedoch aus ihrem Jahrhunderte andauernden Schlaf erwacht und suchen bereits unter den dortigen Wissenschaftlern und Bergbauleuten nach Wirten.

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Alien – Jenseits der Sterne (OT: Alien - Sea of Sorrows) ist, wenn man es genau nimmt, nicht mehr als ein Aufguss des zweiten Alien Films von James Cameron. Eine Gruppe Söldner, ehemalige Colonial Marines, werden zusammen mit dem obligatorischen zivilen Berater in ein unterirdisches Tunnelsystem geschickt um dort Bioproben der Aliens sicher zu stellen. Auch der Mitarbeiter der Company, der alle gegeneinander ausspielt und nur auf seinen Profit bedacht ist, darf natürlich nicht fehlen. Alle Beteiligten werden anschließend nach dem „10 kleine Negerlein Prinzip“ aus dem Verkehr gezogen. Also alles wie gehabt. Dennoch, als großer Fan der Alien Reihe ist mir das relativ egal, meine Freude überwiegt – wird man doch sonst nur spärlich mit neuen Geschichten rund um die außerirdischen Überlebenskünstler versorgt.

Das der vorliegende Roman Stärken und Schwächen hat ist unbestreitbar, vieles wirkt konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Die Herkunft von Alan Decker bleibt mir ein Rätsel. Wie kann er ein Nachfahre von Ellen Ripley sein, wenn deren einziges Kind Amanda kinderlos gestorben ist (http://avp.wikia.com/wiki/Amanda_Ripley-McClaren)? Und selbst wenn, ist es wirklich nachvollziehbar das die Aliens auf New Galveston noch 300 Jahre nach Ripleys Tod ihn als deren Kind erkennen können und ihn deshalb als Staatsfeind Nr. 1 behandeln? Er ist nicht einfach nur ein potentieller Wirt für sie, sondern sie hassen ihn regelrecht für das, was Ripley ihrer Königin angetan hat.

Auch die Söldner, ausgebildete Colonial Marines, benehmen sich in der Geschichte etwas „ungeschickt“. In der Regel sind sie zu langsam und treffen noch nicht einmal das berühmte Scheunentor, selbst wenn sie direkt davor stehen. Es sind keine Soldaten, sondern Opfer. Kein Wunder also, wenn ihre Überlebenschancen gegen Null tendieren. Aber mal ehrlich, wollen wir Alienfans nicht genau das lesen? Kampf, Rumgeballere und kreischende Menschen. Wer möchte schon Bücher über Aliens die sich zum Tee verabreden und stundenlange Diskussionen mit den Marines über das Wetter, Königinnen und das Auffinden von willigen Wirten zwecks Austragung ihrer Brut lesen? Also ich nicht. Oder vielleicht doch? Einfach mal raus aus dem ewigen Trott?

Wie eigentlich bei allen Alien Büchern ist auch hier die Handlung bereits nach der ersten Seite vorhersehbar. Aber Moore verpackt es wenigstens so gut und so versiert, dass dieser Umstand nicht weiter ins Gewicht fällt. Die Geschichte ist (trotzdem) spannend und kurzweilig – auch wenn sich die ersten rund 100 Seiten etwas in die Länge ziehen. Ob es jedoch eine gute Idee von Moore gewesen ist die Aliens so zu vermenschlichen sei mal dahingestellt. Ihre gedanklichen Interaktionen mit Decker jedenfalls unterstellen ihnen Motive wie Hass und ein Gefühl der Überlegenheit, das schon fast an Hochmut grenzt.

Da die Anzahl der Söldner bei knapp 40 Leuten liegt, gibt es genug Kämpfe und Sterbeszenen das einem nie langweilig wird. Schade ist nur, dass dies zu Lasten einer möglicherweise interessanteren Handlung geht, denn auf die aufgefundene Stadt und das Raumschiff wird nicht näher eingegangen. Hier hätte es bestimmt einige interessante Ansatzpunkte geben können. Statt dessen stellen sich deren Funde für die eigentliche Handlung als völlig belanglos heraus. Was übrig bleibt, sind jene rund 40, mehr oder weniger, namenlose Söldner die reihenweise niedergemetzelt werden. Für die Handlung sind sie ebenso unwichtig wie die vorher genannten Funde. Was zählt ist einzig und allein der Bodycount. Das ist ideenlos und tumb.

Für alle, die Gewalt als probates Mittel zur Lösung von Konflikten erachten, wird dieses Buch eine Bestätigung ihrer Ansichten sein. Und leider haben sie in diesem Fall sogar recht damit. Das Buch bietet ein vorhersehbares Ende, das durchaus effektiv hätte sein können, würde man es nicht schon so aus fast allen anderen Alien Büchern her kennen. Mein Wunsch ist es, einfach mal etwas aus dem Alien Universum zu lesen, das eben nicht vorhersehbar ist und in immer der gleichen Schiene verläuft. Etwas, das die Handlung wirklich mal weiterbring und über sich hinaus wächst.

Mein Urteil ist deshalb etwas gespalten. Auf der einen Seite hat Moore durchaus einen unterhaltsamen und kurzweiligen Roman geschrieben. Sein Stil ist gefällig und gut zu lesen. Letzten Ende hat er aber auch „nur“ das bedient, was man erwarten konnte – den X-ten Aufguss. Aber reicht das auf Dauer wirklich aus um das Franchise am Leben zu erhalten?
 


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