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Jim C. Hines

Drei Engel für Armand

  • Autor:Jim C. Hines
  • Titel: Drei Engel für Armand
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Bastei Lübbe (Bastei Verlag)
  • Datum:09 Oktober 2009
  • Preis:9,99 EUR

 
»Drei Engel für Armand« von Jim C. Hines


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(4)

 
 
Dicke Luft im Märchenschloss. Nach einem hinterhältigen Mordversuch ihrer bösen Stiefschwester Charlotte, erfährt Prinzessin Danielle Whiteshore (alias Aschenputtel) das ihr zukünftiger Mann, Prinz Armand, entführt wurde. Als Drahtzieherin des ganzen entpuppt sich Königin Rose, die Mutter von Schneewittchen die einst ihren Tod mit Hilfe von Magie vortäuschen konnte und immer noch in Freiheit weilt. Ihre willfährigen Helfer sind bei diesem Unterfangen Danielles Stiefschwestern Stacia und Charlotte, die den Tod ihrer Mutter immer noch Danielle anlasten und auf Rache sinnen. Armands Mutter, König Beatrice, schickt daraufhin Prinzessin Schnee (alias Schneewittchen) und Prinzessin Talia (alias Dornröschen) zur Rettung aus. Beide konnten sich im Verlauf der Jahre Fertigkeiten und Kenntnisse in der Magie und der Schwertkunst aneignen und dienen der Königin quasi als schnelle Eingreiftruppe. Zusammen mit Danielle, die natürlich an dem Rettungsversuch beteiligt sein möchte - immerhin kennt niemand die Entführerinnen so gut wie sie, führt sie ihr Weg nach Elfstadt, dem Hauptsitz der Elfen, Trollen und Zwergen und mutmaßlichem Versteck von Prinz Armand. Dort gelingt es ihnen Königin Rose und ihre Helfershelfer zu stellen. Dummerweise läuft für die drei Prinzessinnen nicht alles nach Plan, denn gegen Königin Rose ist kein Kraut gewachsen. Die Lage ist in der Tat mehr als hoffnungslos. Aber Schneewittchen hat noch ein As im Ärmel – die Sieben Zwerge.

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Eigentlich bin ich ja nicht so der Fantasytyp der es mit Trollen, Zwergen, Magiern und Prinzessinnen hat, aber nachdem mir das Buch mit diesem mehr als interessanten und lustigen Klappentext in die Hände gefallen ist, musste ich einfach die Geschichte lesen - und ich habe es nicht bereut. Zwar entpuppt es sich als nur halb so lustig wie auf dem Buchrücken zu lesen stand, aber es hat dennoch ziemlich viel Spaß gemacht die dynamischen Drei auf ihrem Weg zur Befreiung von Prinz Armand zu begleiten. In der Hauptsache ist die Geschichte sogar relativ ernst, glücklicherweise jedoch an vielen Stellen immer wieder von lustigen Begebenheiten und Dialogen unterbrochen. Als ganz und gar nicht lustig entpuppt sich derweil der wirklich perfide Plan den die Übeltäterinnen da im Verborgenen ausgeheckt haben. Stellt sich die ganze Sache zu anfangs noch als simple Entführung dar, so wird im weiteren Verlauf schnell klar, dass es sich um eine erheblich umfangreichere Sache, mit geradezu diabolischer Spitze, handelt.

Das der Autor Jim C. Hines über ein großes Maß an Humor verfügt hat er schon anderweitig bewiesen. Ob es nun seine Geschichten rund um den Gobelin Jig oder die Bilderreihe seiner Cover-Mimicking Models, Striking a Pose, sind (er stellt dort die Posen mancher Schönheiten auf den Covern diverser Fantasybücher nach), stets hat er die Lacher dabei auf seiner Seite. Das macht ihn recht sympathisch, sowohl als Menschen, wie auch als Autor (wobei das eine das andere selbstverständlich nicht ausschließt). Auch seine Neuinterpretation der hier vorliegenden Märchen der Gebrüder Grimm und Ludwig Bechsteins sind der Brüller schlechthin. Wie in einem Enthüllungsroman kann man hier nun endlich die wahren Geschichten der drei Prinzessinnen nachlesen, und diese sind in der Tat erheblich anders als man uns als Kinder hat glauben machen wollen. Oder hätten sie etwa geahnt, dass der Prinz, bevor er Dornröschen wachgeküsst hat, diese erst mal geschwängert und ihr zwei Kinder gemacht hat? Kein Wunder das Dornröschen ihn danach, als sie wieder wach war, umgebracht hat. Ja, ja, so war das. Auch Schneewittchen ist als vermeintliche Muttermörderin in ihrem Königreich nicht besonders hoch angesehen und musste Hals über Kopf fliehen. Und die Sache mit den Sieben Zwergen können sie auch getrost vergessen. Allein der Umstand das die wahre Geschichte mit dem Titel „Schneewittchen und die sieben anthropomorphen Inkarnationen der Elemantarmagie“ für Kinder nicht so verständlich gewesen wäre, ließ alle Beteiligten sich auf „die Sieben Zwerge“ einigen. Es geht doch nichts über Zugeständnisse.

Jim Hines Geschichte zeichnet sich auch durch eine locker, flockige Schreibweise aus. Alle Protagonisten nehmen kein Blatt vor den Mund und reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Das liest sich flott und gut und ehe man sich’s versieht, ist schon das halbe Buch durch. Das einzige das manchmal etwas nervt ist die Handlungsweise von Danielle. Auch wenn sie ein zartfühlendes und gänzlich friedfertiges Mädchen ist, wünscht man sich als Leser doch ein herzhafteres Handeln ihrerseits. Obwohl ihre böse Stiefschwester Charlotte ihr Gift einflößt um ihr noch ungeborenes Kind zu töten, bzw. ihr den Bauch aufschneiden will um ihr Kind herauszuholen, kann sie ihr einfach nicht böse sein. Das wirkt auf Dauer doch etwas gezwungen und unrealistisch, denn sonst ist Danielle zu allem bereit um Armand zu retten. Auch Elfstadt selber, man erfährt leider etwas wenig über diese Stadt, scheint dennoch ein recht interessanter Ort zu sein, mit vielen wundersamen Dingen und eigenartigen Bewohnern.

Das Thema Humor ist in der Fantasy natürlich nichts neues und Jim Hines hat auch das Rad damit nicht neu erfunden, aber die Vermengung von alten bekannten deutschen Märchen, von Humor und einer fantasylastigen Geschichte, ist ihm hervorragend gelungen. Die drei Prinzessinnen sind einfach eine Klasse für sich. Jede auf ihre Art, Talia als kämpferische und oftmals mürrische Person, Schnee in ihrer offenen und herzigen Art und Danielle als brave und an sich selbst zweifelnde Prinzessin aus gutbürgerlichem (aber dennoch bürgerlichem) Hause. Von daher ist auch der deutsche Titel des Buches, eng angelehnt an die TV Serie Drei Engel für Charlie, nicht gänzlich unpassend. Da ich aber ein Freund von nah am Original liegender Buchtitel bin, hätte ein Das Stiefschwester Komplott dem Originaltitel The Stepsister Scheme besser zu Gesicht gestanden, da es irgendwie noch passender den Inhalt des Buches wiedergibt. Wenn die Verlage das immer so machen würden, ließe sich auch eine Neuveröffentlichung der gleichen Bücher, nur unter einem anderen Titel, verhindern. Wie oft schon habe ich mir ein Buch gekauft, dass ich bereits hatte, nur unter einem anderen Titel, das man jedoch auf den ersten Blick so nicht erkennen konnte. Das gleiche gilt übrigens auch für die Cover. Obwohl ich im vorliegenden Fall die deutschen Cover als recht gelungen empfinde, so sind die amerikanischen doch ungleich schöner, fast schon zum verlieben.

Für die folgenden Bände, Drei Engel für Armand ist das erste Buch einer vierteiligen Reihe, deuten sich viele interessante Möglichkeiten an. Das Verhältnis zwischen Schnee und Talia sollte unbedingt näher beleuchtet werden und auch die Herzogin von Elfstadt könnte noch einige Probleme verursachen. Und da sie nicht gestorben sind, erleben sie hoffentlich noch bis an ihr Lebensende viele weitere spannende und humorvolle Abenteuer. Ich auf jeden Fall freue mich schon auf die weiteren Bücher rund um das dynamische Trio - und ganz besonders auf Schneewittchen.
 


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