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Kai Meyer

Merle-Zyklus 4
Serafin. Das Kalte Feuer: Merle-Zyklus 4


 
»Serafin. Das Kalte Feuer: Merle-Zyklus 4« (Merle-Zyklus 4) von Kai Meyer


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Serafins Venedig ist voller Magie. In einer Neumondnacht begibt er sich mit seiner geflügelten Katze auf Beutezug. Wie jeden Monat ist für eine Nacht das Wasser aus den Kanälen verschwunden. Doch statt Kostbarkeiten findet Serafin auf dem Grund des Canal Grande zwei fremde Mädchen, leblos am Fuß eines goldenen Spiegels. Mächtige Gegner machen Jagd auf die beiden. Die Gilde der Glasbrenner, die Kartographen der Spiegelwelt und eine legendäre Katzengöttin – sie alle sehen in den Mädchen Junipa und Merle den Schlüssel zu Venedigs uraltem Zauber.

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Serafin, das kalte Feuer ist die Fortsetzung des dreiteiligen Merle Zyklus und satte 17 Jahre nach dem letzen Band der Reihe entstanden. Das ist in der Tat recht bemerkenswert und zeigt eindrücklich, wie beliebt die Trilogie bei einem Großteil der Leser immer noch ist – was gleichzeitig auch der Grund war, warum Kai Meyer einen vierten Band hat folgen lassen.

Auch mir hat die Trilogie damals recht gut gefallen, den Wunsch nach einer Fortsetzung hatte ich aber nicht verspürt. Meine größte Sorge vor dem Lesen der Fortsetzung bestand nun darin, ob ich mich wieder in die Welt von Merle und Junipa würde einfinden können, immerhin habe ich mir die Trilogie vor knapp sieben oder acht Jahren zu Gemüte geführt und darum nur noch rudimentäre Erinnerungen daran. Meine Sorge erwies sich aber glücklicherweise als unbegründet. Ich will damit nicht sagen, dass man die Vorgeschichte gar nicht kennen muß um dem vierten Band folgen zu können, aber ein „ach, da war doch was“, wie es bei mir der Fall war, hat schon gereicht um längst verschüttet geglaubte Erinnerungen wieder hervorzukramen.

Die vorliegende Geschichte spielt in einer Spiegelwelt des „ursprünglichen“ Venedigs und wirft den Leser bereits nach ein paar Seiten mitten ins Geschehen. Wir lernen den „anderen“ Serafin und seine geflügelte und recht eigenwillige Katze Cagliostra kennen, die durch die wasserleeren Kanäle Venedigs, auf der Suche nach Schätzen, bzw. nützlichen Dingen, streifen. Quasi zur gleichen Zeit treten auch Merle und Junipa durch einen Spiegel direkt ins Geschehen und unmittelbar in höchste Gefahr. Während Junipa von Serafin gerettet werden kann, wird Merle von Mitgliedern der üblen Glasbrennergilde gekidnappt. Im weiteren Verlauf der Geschichte treffen beide Mädchen wieder zusammen und machen sich, gemeinsam mit Serafin und Cagliostra, auf die Suche nach dem Herzen der Stadt und Merles Vater. So weit, so gut.

Die ganze Geschichte ist relativ actionreich, sind alle vier doch pausenlos auf der Flucht, entweder vor den Kartographen oder den Soldaten der Stadtgarde oder den Banditen der Glasbrennergilde. Erschwert wird das ganze noch dadurch, dass es von (fast) jedem Menschen aus Merles und Junipas „echter“ Welt, in der Spiegelwelt ein körperlich identisches Ebenbild gibt, einschließlich eines von Merle, und das ist nicht gerade recht umgänglich. Diese Hetzjagd durch Venedig ist für mich auf recht jugendlichem Niveau geschildert, um es mal vorsichtig auszudrücken. In einem Buch für Erwachsene hätte sich das vermutlich etwas anders gelesen.

Diesen Stil will ich nicht direkt als Schwachpunkt bezeichnen, aber er ist für mich der Grund, warum ich nicht wirklich von der Geschichte gefesselt wurde. Es ist alles recht seicht und, wie könnte es anders sein, von einer zusätzlichen Liebesgeschichte durchzogen. Die Kämpfe sind für mich nicht wirklich packend, die unheimlichen Kartographen nicht wirklich beängstigend. Da hätte man mehr draus machen können, vermute aber mal, dass dies gar nicht in der Absicht des Autors lag. Wenn ich mir die Bücher von Derek Landy über eine andere jugendliche Protagonistin anschaue (Walküre Unruh aus den Skuduggery Pleasant Büchern) ist das für mich ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Die Idee der Spiegelwelten ist immer wieder faszinierend, ebenso der Umstand, dass sie aufhören können zu existieren, bzw. zu einem grauen und zerfallenen Ort werden, wenn sie bei den Menschen in Vergessenheit geraten. Die Herkunft der mysteriösen Kartographen ist ebenfalls von Kai Meyer gut erklärt worden. Diese beiden Aspekte haben mir recht gut gefallen. Allerdings frage ich mich am Ende der Geschichte, ob Merle wirklich ihren „echten“ Vater gefunden hat, oder doch nur eine Inkarnation desselbigen aus der Spiegelwelt. Da es wohl unzählige Spiegelwelten gibt, gibt es auch unzählige Versionen von Merles Vater. Ihr echter, wirklicher Vater, aus ihrer Welt mag vielleicht eine völlig andere Person sein, als der, den sie im Herzen der Stadt gefunden hat.

Zu dem Schreibstil habe ich ja schon ein paar Sätze geschrieben. Da ich ihn auf recht jugendlichem Niveau fand, ist das Buch daher gut und flüssig zu lesen. Nichts kompliziertes, mit einfach Sätzen. Die Emotionalität, die andere Leser offensichtlich empfunden haben, kam bei mir nicht durch. Ich fand die Geschichte zwar unterhaltsam, aber nicht wirklich berührend, dazu war sie mir nicht tief genug. Mir kam es fast so vor, als wollte der Autor nach der alten Merle Trilogie und dem Tod von Serafin, seinen Lesern ein versöhnlicheres Ende gönnen. Offensichtlich ist ihm das bei den meisten Lerser(innen) gelungen.

Fazit
Nette Geschichte, aber ob sie unbedingt sein musste, mag ich nicht beurteilen. Merle und Junipa nach all den Jahren noch einmal wiederzusehen, war zwar schön, aber nicht so fesselnd wie ich es mir erhofft hatte. Ich bin mal gespannt, ob es noch weitere Abenteuer gibt, denn die vielen Spiegelwelten bieten natürlich genug Stoff dafür. Ich lass mich mal überraschen.
 


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