•  
    Leseliste
  •  
    Vogemerkt
  •  
    Rezension
  •  
    Gelesen
  •  
    Neu

Thariot

Exodus 2727 - Die letzte Arche: Roman


 
»Exodus 2727 - Die letzte Arche: Roman« von Thariot


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(3)

 
 
Klappentext
Die USS London ist ein interstellares Siedlungsschiff auf dem Weg zu einer neuen Welt. Die Reisezeit beträgt 109 Jahre, das Ziel liegt 50 Lichtjahre entfernt. Die Fracht: drei Millionen befruchtete menschliche Embryos und sieben Millionen Tiere. Die Besatzung besteht aus 490 Personen, die sich im Kälteschlaf abwechseln.

Alles läuft nach Plan. Bis der Ärztin Jazmin Harper auffällt, dass immer mehr Besatzungsmitglieder psychische Probleme bekommen. Gleichzeitig stößt der Ingenieur Denis Jagberg auf Anzeichen, dass das Schiff deutlich älter ist als gedacht. Beiden ist schnell klar, dass irgendetwas nicht stimmt, doch bevor sie der Sache auf den Grund gehen können, kommt es zur Katastrophe.

---

Nun ja, ich bin etwas zwiegespalten was den neuen Roman von Thariot betrifft. Nachdem ich rund zweidrittel der Geschichte gelesen hatte, hätte ich dem Buch locker 4 Sterne gegeben. Leider hat das Ende für mich nicht wirklich gepasst, genau genommen fand ich es sogar ziemlich verkorkst. Darum sind es dann letztendlich auch nur 3 Sterne geworden.

Die Geschichte selber birgt eigentlich nichts neues und das Thema ist schon zuhauf von anderen Autoren abgearbeitet worden – was aber keinesweg negativ gemeint ist. Ich mag Storys über Generationenraumschiffe auf denen „irgendetwas“ falsch läuft und auf denen unerklärliche Dinge passieren. Und genau damit füttert Thariot seine Leser und das macht er gar nicht mal schlecht. Menschen, die eigentlich noch jung sein sollten und die dennoch bereits erste Altersbeschwerden aufweisen, technische Geräte, die schon mal aufgrund von Abnutzungserscheinungen repariert wurden, obwohl sie erst wenige Jahre alt sind. Zentimeterdicke Staubablagerungen auf Fußböden – und das nach nur 7 Jahren? Das da irgendein Geheimnis vorliegen muss wird schnell klar.

Den zweiten Handlungsstrang um Jazmins Bruder Atticus Harper Finch empfand ich als etwas deplaziert, irgendwie hat er für mich so gar nicht in die Storyline gepasst. Ein Teil der Geschichte handelt auf einem Raumschiff, Lichtjahre von der Erde entfernt und auf dem Weg zu einem 50 Lichtjahre entfernten Planeten, der andere Teil von einem Polizisten auf der Erde der einen Kindermörder dingfest machen will. Der einzige Bezugspunkt den beide Geschichten haben ist lediglich der, dass beide Protagonisten Geschwister sind. Erstmal eigenartig. Aber gut, etwas wird sich der Autor wohl dabei gedacht haben. Ich war bereit mich überraschen zu lassen.

Während die Geschichte auf dem Raumschiff rasant Fahrt aufnahm und die Mannschaft ums Überleben kämpfen musste, plätscherte die Atticus Finch Harper Story so vor sich hin und steuerte auf einen vermeintlichen Höhepunkt zu – dem Interview von Atticus mit seinem verhassten Vater und dem Schöpfer der USS London. Dem Schiff also, auf dem Jazmin durch den Weltraum reist. Bis hierhin hat Thariot alles richtig gemacht.

Aber dann: Der alte Harper, oder besser sein Hologramm, denn der alte Kerl hat vor ein paar Wochen bereits das zeitliche gesegnet, lässt im Interview die Katze aus dem Sack. Seine Tochter Jazmin ist ... nun ja, ich will hier nicht spoilern. Aber ehrlich gesagt, hat mich diese Offenbarung ziemlich kalt gelassen. Auch der Hinweis, dass sie unter Umgehung der Sicherheitsbestimmungen in ihrem Körper ein Softwareprogramm an Bord des Raumschiffs geschmuggelt hat (ohne das sie es selber wusste) ist nich sehr aufregend. Aber damit hatte sich dann auch schon die Storyline um Atticus Finch erledigt. Alles was er (und somit auch der Leser) von seinem holografischen Vater im Bezug auf Jazmin erfahren hat, erfuhr Jazmin ebenfalls an Bord der USS London. Für mich war die Storyline daher absolut überflüssig und hat die eigentliche Geschichte um Jazmin in keinster Weise weitergebracht.

Kommen wir nun zu der Jazmin Storyline:
Nachdem diese wirklich stark begonnen hatte, ja schon fast ein Pageturner war, hat sie dann doch stark nachgelassen. Die USS London rast auf ein Schwarzes Loch zu, die Steuertriebwerke sind ausgefallen, die wichtigsten Brückenoffiziere meutern und bringen den Rest der Besatzung (der es bis dahin geschafft hat nicht zu sterben) um, die KI namens Mutter (Alien lässt grüßen) ist ausgefallen und kann das Schiff nicht mehr steuern und was macht Jazmin (die zu dem Zeitpunkt einzige Überlebende von 490 Besatzungsmitgliedern)? Sie startet die KI, durch eben jene Software, die sie in ihrem Körper unwissentlich in das Raumschiff geschmuggelt hat, auf Rat ihres holografischen Vaters (der mal kurz auftaucht und "Hallo" sagt) neu. Während die KI dann mal eben alle Triebwerke repariert, fliegt sie mit der USS London unversehrt durch das Schwarze Loch und schwupps ist alles wieder gut. Na herrlich!!

So nebenbei erfährt sie dann auch noch von Mutter was es mit den unerklärlichen Alterserscheinungen von Mensch und Maschine auf sich hat. Die sind zwar ziemlich umwerfend, aber, wenn man sich das Schwarze Loch und seine schädlichen Auswirkungen auf das Raumschiff vor Augen hält (die vorher ja öfters erwähnt wurden) nicht wirklich überraschend. Gravitation ist halt so eine Sache. Was Mutter in all den Jahren aber so an Bord gemacht hat, insbesondere im Bezug auf die Besatzung, hatte schon etwas für sich.

Die Auflösung überschlägt sich förmlich auf den letzten Seiten. Sie wird leider nicht von Jazmin oder Denis herausgefunden, was mir besser gefallen hätte, sondern von der KI Jazmin mal eben so im Schnellverfahren unter die Nase gerieben. Das Jazmin quasi die KI ist, da ihr Bewußtsein in die KI hochgeladen wurde, macht es nicht besser. Genauso wie die Namensgebung der beiden Drohnen in R2 und D2. Wieso glauben eigentlich so viele Leute, dass Star Wars auch rund 800 Jahre in der Zukunft noch bekannt sein wird? Werden bis dahin etwa keine besseren SF Filme mehr gedreht? Und den Hinweis mit der Titanic, nun ja, warum sollte die im Jahr 2727 noch jemand kennen? Beim Namen von Atticus Harper Finch hat Thariot sich offensichtlich bei der Autorin HARPER Lee bedient. In ihrem Buch Wer die Nachtigall stört (OT: To kill a mockingbird) hat sie ihren Protagonisten ebenfalls ATTICUS FINCH genannt.

Fazit
Sehr starker Anfang, schwaches Ende. Nur der kurzweilige Schreibstil des Autors und der eigentlich doch recht hohe Spannungsbogen des Buches haben mich überzeugt. Für mehr als drei Sterne reicht es dann aber doch nicht, dafür habe ich mich auf den letzten Seiten leider zu sehr geärgert. Ich möchte die Besprechung aber nicht zu negativ ausklingen lassen, denn der größte Teil des Buches war schon gut.
 


Mehr Rezensionen von Detlef V.