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Ursula K. LeGuin

Verlorene Paradiese

  • Autor:Ursula K. LeGuin
  • Titel: Verlorene Paradiese
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Atlantis Verlag
  • Datum:30 April 2014
  • Preis:10,90 EUR

 
»Verlorene Paradiese« von Ursula K. LeGuin


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(4)

 
 
Sie sind die Generation 4 und 5, die Generation "dazwischen".

Ein Raumschiff hat die Erde verlassen.
Die Reise wird 200 Jahre betragen, bevor die Discovery ihr Ziel erreicht. Reisende, die noch auf der Erde gelebt haben, sind schon lange verstorben, die zweite Generation lauschte den Erzählungen ihrer Eltern noch mit großen Augen, doch schon die Enkel lebten nur noch im Hier und Jetzt. Mittlerweile kennt man die Erde nur noch aus Erzählungen. Geschichten über Himmel, Wind, Tiere oder reichhaltiger, fruchtbarer Erde klingen völlig unglaubhaft, etwas, womit man sich nicht befassen sollte.

Luis und Hsing, sind trotz ihrer kulturellen Unterschiede, seit ihrer Kindheit eng miteinander befreundet. Jeder erwartet, dass sie ein Paar werden, doch sie driften auseinander. Hsing, die Dichterin werden wollte, verschreibt sich der Navigation und heiratet ihren Lehrer Hiroshi. Luis treibt die Neugier an. Vor allem möchte er erfahren, welche Informationen der Generation 6 zur Verfügung gestellt werden, die letztendlich den neuen Planeten besiedeln sollen. Doch jede Anfrage wird von den Bibliothekaren abgewiesen, er wird von Jahr zu Jahr vertröstet.

So kommen Luis und Hsing, unabhängig voneinander, einer Verschwörung auf die Spur, die zum Ziel hat, eine Ankunft auf dem neuen Planeten zu verhindern.


Kommentar:
Die Autorin hat hier einen, kleinen, isolierten Kosmos geschaffen, eine Welt, die völlig autark existiert, ohne Einflüsse von außen. Das Leben auf dem Schiff ist alles, es ist ewig. Jeder Reisende wurde auf Grund seiner besonderen Qualifikation ausgesucht, dabei wurde Wert darauf gelegt, dass jede Rasse ausreichend vertreten ist. Doch die Vorurteile der Erdenbewohner wurden mit auf die Reise genommen, bei einer Gruppe von 4000 Menschen haben sie wesentlich größere Auswirkungen, als auf der Erde.

Ursula K.LeGuin schildert sehr beeindruckend die Entwicklung der Menschen auf dem Schiff, welche Auswirkungen die Beschränkungen auf die Psyche haben, wie Menschen damit klar kommen, dass sie in einer Art Aquarium leben. Denn Raum ist begrenzt, Einsamkeit nicht möglich, jeder kennt jeden und es gibt keine Geheimnisse.
Zwar ist Religion verboten, doch entwickelt sich bald eine Glaubensrichtung, genannt die Engel, und ihre Mitgliederzahl wächst stetig. Sie vertreten die Ansicht, dass es weder einen Beginn, noch ein Ende der Reise gibt. Der Weg ist das Ziel, daher wollen sie Kontrolle über das Schiff übernehmen und die Reise ewig fortsetzen.
Obwohl im Ansatz die Idee des Genrationsschiffes sehr beeindruckend ist, beschreitet die Autorin dann leider doch die bekannten Pfade und schildert alltägliche Konflikte, was die soziologisch interessierte Schriftstellerin durchaus besser hätte machen können.

Religion gegen Atheismus, alt gegen jung, Rasse gegen Rasse, obwohl sehr interessant geschildert, sind es doch die alten, bekannten menschlichen Konflikte. Ich hätte erwartet, dass es bei einer Generation, die nichts als das Leben auf einem Raumschiff kennt, andere Prioritäten gesetzt werden. Doch auch hier gibt es wieder Führer und Befehlsempfänger, Machtgierige , Mitläufer und Desinteressierte. Wäre es nicht eher eine gute Idee gewesen, dieser Generation andere Möglichkeiten zu geben, sich in ihrem eigenen Kosmos anders zu entwickeln, vielleicht eine völlig anders denkende Spezies zu kreieren? So hatte ich das Vorwort verstanden, der Weg begann auch in dieser Richtung, verlor sich aber im Laufe der Storyline leider völlig.

Trotzdem ist das Buch wieder sprachlich und stilistisch herausragend, nicht umsonst gehört die Ursula K.LeGuin seit fast 50 Jahren zur führenden Riege der SF Autoren. Horst Illmer hat sich mit seiner Übersetzung absolute viel Mühe gegeben und er schafft es, die Atmosphäre des Originals sehr genau wieder zu geben.

Fazit:
Ein mittelmäßiges Buch von ihr ist immer noch besser, als gute Bücher anderer Autoren. Nur erwarte man bei einer so herausragenden Autorin eben immer Bücher außerhalb der Norm, daher wurden meine Erwartungen hier etwas enttäuscht.
Nichtesdestotrotz spannende SF Lektüre.
 


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