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2015-05-18

Der trollende Schriftsteller



Der Autor Ales Pickar sinniert in der Kolumne über Kollegen, die nicht mit Kritik umgehen können und deshalb für einigen Unmut gesorgt haben:

Seit drei Jahren begegnen mir nun die verärgerten Blogbeiträge von Rezensenten, Literaturfans und Kritikern, die alle unter einem befremdlichen Phänomen leiden.


Seit drei Jahren begegnen mir nun die verärgerten Blogbeiträge von Rezensenten, Literaturfans und Kritikern, die alle unter einem befremdlichen Phänomen leiden: dem trollenden Schriftsteller, der entweder mit seiner negativen Rezension nicht zurechtkommt, oder den fixen Anspruch vor sich herträgt, dass die Herausgabe einiger Freiexemplare irgendeine Art von “Vertrag” darstellt und irgendwen zu irgendetwas verpflichtet.

Dass die Landstriche dieser Welt von Dummköpfen bevölkert werden, weiß ich schon, seit ich 4 Jahre alt bin. Doch diese Vorfälle gehen mir natürlich stark ans Eingemachte. Die verbitterten Blogbetreiber sprechen hierbei schließlich von “den Autoren”. Sätze wie “wir lassen uns von den Autoren nicht unsere Leidenschaft vermiesen”, oder “keine Lust mehr auf ständige Angriffe von Autoren” sind da nicht ungewöhnlich.

Wenn allerdings Leser signalisieren, dass sie die Schnauze voll von Schriftstellern haben, ist die Schieflage sehr sehr groß.

Ich fühle mich beim Lesen solcher Zeilen immer angegriffen und muss mir unentwegt einsagen: “Ruhig, die sprechen nicht von dir. Sie meinen andere Autoren.”

Beispiele:
1. bluebutterfly-buecherblog.de : Bewertungserpressung

2. kleinbrina.wordpress.com: Von bettelnden Autoren und merkwurdigen Angeboten

3. juliasbuchblog.blogspot.de : Problem schlechte Rezensionen

…und Dutzende (!) mehr…

Nun versteht jeder, dass es sich hierbei um einige schwarze Schafe handelt. Doch machen wir nicht unentwegt die Erfahrung im Leben, dass eine positive Kraft zehn Leute mobilisieren kann, doch eine negative Kraft kann auf Anhieb hundert Leuten die Laune vermiesen?

Ein solches Verhalten schädigt somit viele. Es führt dazu, dass Rezensenten sich lieber wieder der professionellen Riege aus Superstars und Bestsellerautoren zuwenden, denn die erweisen sich zumindest nicht als tollwütig. Und das ist unglaublich schade. Denn wenn Graswurzelbewegungen (und so kann man das Literaturblog-Phänomen innerhalb des Literaturbetriebs durchaus bezeichnen) sich zunehmend nur mit den internationalen Berühmtheiten auseinandersetzen, da sie keine Lust mehr auf das Gebell von unausgewogenen Amateuren haben, ist eine Idee gescheitert.

Leider kann ich nicht viel gegen trollende Autoren tun, außer die Sprache bemühen und in möglichst klaren Worten erfassen, wie ich zu diesem Thema stehe.

Hier sind somit meine 7 Thesen:

1.) Ich bin ein Autor. Meine Aufgabe ist es zu schreiben, nicht Gespräche mit Kritikern zu führen.

2.) Ich werde niemals Rezensenten zur Rede stellen, nur weil sie mich negativ bewertet haben, oder kein Interesse haben, sich mit mir zu beschäftigen. Ein solches Verhalten ist unwürdig, peinlich, piefig und in höchstem Maße unprofessionell.

3.) Wer seine verbleibende Lebenszeit damit vergeudet, Rezensenten, Blogger, Literaturkritiker und aktive Leser zu bedrängen, mit Mails zu terrorisieren, oder irgendwelche obskuren Erwartungen vor sich herträgt, ist kein Schriftsteller — sondern ein Idiot.

4.) Das Schreiben ist eine Kunst, die darin besteht, Ablehnung zu ertragen. Alles andere kommt erst später.

5.) Frustration macht 90% der Existenz als Autor aus. Der Ausdruck dieser Frustration gehört in die eigenen vier Wände. Doch im öffentlichen Umgang mit Kritik sollte ein Autor wie ein Zen-Meister sein.

6.) Vermeintliche Schriftsteller, die ständig nur ihre monetären Interessen und Sorgen in den Vordergrund stellen, sind unappetitlich.

7.) Die Vorstellung, dass es einen Anspruch auf Lob, Geld oder Anerkennung gibt, nur weil man ach so viel Arbeit (oder Geld) in etwas reingesteckt hatte, ist gänzlich falsch. Sie ist weltfremd und steht nicht im geringsten Einklang mit den Realitäten dieses Planeten.


Kommentare zu einigen Punkten:

Zu 2) Im Falle der seltenen Situation, dass ein Verfasser hinterhältig in Form von Rezensionen von einer bestimmten Person “getrollt” wird, muss ein Autor sich wehren können — und dazu muss sie oder er die Hilfe der Community, der Plattformbetreiber und der eigenen Publikationsmöglichkeiten beanspruchen. Doch selbst zum Troll zu werden, ist auch an dieser Stelle indiskutabel.

Zu 3) Es scheint zwei Gründe zu geben, weshalb sich Leute für die Laufbahn als Autoren entscheiden: A) Talent und Liebe zum Text, B) Weil sie sonst keine Fertigkeiten oder Talente besitzen. Zu oft halten sich einzelne Menschen deswegen für Schriftsteller, weil sie mit sechs Jahren das Lesen und das Schreiben gelernt haben (und dies für die halbe Miete auf dem Weg zum Bestsellerautor halten).

Zu 6) Jeder muss seinen Kühlschrank füllen, Autor und Leser gleichermaßen — doch es ist die Aufgabe des Schriftstellers, den Leser mit Träumen und Ideen zu konfrontieren, nicht mit seinen schnöden Alltagsbedürfnissen.

Zu 7) Dieser Anspruch ist symptomatisch für Amateure, die es NIEMALS schaffen werden.

Der Artikel erschien in Ales Pickars Blog unter dem Namen »Die Schreckensherrschaft der Dilettanten«

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Text und Bild wurden mit der freundlichen Genehmigung des Autors verwendet.



 
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www.pickar.de

Unbekannt

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