Genevieve Cogman Die Bibliothekare 4
Das dunkle Archiv
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»Das dunkle Archiv« (Die Bibliothekare 4) von Genevieve Cogman
Dass ein Bibliothekar sich mit den Drachen einlässt und für diese tätig in deren Auftrag tätig wird, ist unmöglich und darf nicht sein! Denn die Bibliothek ist unabhängig und ergreift keine Partei! Als Irene Winters von diesem Verrat hört, muss sie sofort tätig werden und reist mit ihrem Lehrling Kai nach New York, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei gerät sie in die Schusslinie zweier rivalisierender Drachen, die nur eins im Sinn haben: Macht.
Das Cover zeigt New York in den 1920er Jahren in einer intensiven Bleistiftzeichnung, die sehr ins Detail geht und wunderschön ist! Die Industrialisierung ist im vollen Gange und doch hält sich vereinzelt noch das Altbewehrte, was gerade an den Schiffen im Vordergrund deutlich wird: Segelschiffe treffen auf Raddampfer und moderne Ozeanriesen. Passend zur Bibliothek ist ein Stapel Bücher im Vordergrund, der sich in seinem leuchtenden Blau deutlich abhebt. Ich finde die Cover der Serie sehr interessant, denn je häufiger ich darauf blicke, desto mehr Einzelheiten offenbaren sich. Wunderschön eben!
In gewohnt spannender und vor allem phantasievoller Manier geht die Reise der Bibliothekarin Irene Winters in die nächste Runde. Diesmal führt sie ihr Weg in das New York der 20er Jahre. Genevieve Cogman lässt die Metropole lebendig vor meinem inneren Auge entstehen, so dass ich mit den Protagonisten durch die Stadt schlendern, oder eher hetzen konnte. Auf der einen Seite ist der Bauboom zu spüren, der die Stadt ergriffen hat; Dank der Industriallisierung scheint es keine Grenzen mehr zu geben. Aber auch die Menschen sind authentisch gelungen mit ihrer ausgefallenen Mode, den verrückten Hüten und der Lebensfreude, die diesem Jahrzehnt zu eigen war. Denn gerade die herrschende Prohibition hat dem Leben eine gewisse Würze verliehen. Und dieses Gefühl, vermittelt die Autorin gekonnt und nimmt es als Grundgerüst für die Handlung. Eine Mischung aus Leben, Gefahr, Heimlichtuerei und Bündnissen, bei denen man erst im Nachhinein sicher gehen kann, dass sie gehalten haben. Doch was auf den ersten Blick spannend klingt, kann für manch einen zur Todesfalle werden.
Während der vorhergehende Band in der Welt der Elfen spielte, oder besser gesagt, in einer Welt, in der das Chaos regierte, stehen hier die Drachen im Vordergrund und ihre Ordnungsliebe. Wer jetzt vielleicht denkt, dass es langweilig oder mit weniger Tempo einhergeht, hat sich arg getäuscht! Die Spannung ist in meinen Augen sogar noch größer. Mir gefiel diese Welt besser, da es nicht so sprunghaft und verwirrend zu geht und ich mich mehr auf das eigentliche Geschehen konzentrieren konnte, als auf die Hintergründe und Verstrickungen. Und das war auch gut so, denn Cogman warf mal wieder alles in die Waagschale, was ihr als Autorin zur Verfügung stand, ohne die Handlung zu überladen oder Verwirrung zu stiften. Polizei, Gangstersyndikate, Drachen und die Bibliothek, jeder versucht mit eisernem Willen, seine Machtposition zu festigen und sich als Nummer eins zu behaupten. Mit Charme und auch Witz, schildert die Autorin dies und ich konnte mich in die jeweilige Partei ohne Probleme hineinversetzen und ihre Beweggründe nachvollziehen.
Ich gebe es gerne zu: Irene und Kai haben mich ganz in ihren Bann gezogen! Es gibt für mich nichts Schöneres, als den beiden außergewöhnlichen Bibliothekaren bei ihrer Arbeit über die Schulter zu gucken und mich von ihnen mit in ihre Welt der Bücher und der Abenteuer ziehen zu lassen. Irene ist mit Leib und Seele Bibliothekarin und hat geschworen, die Bibliothek und deren Bücher zu schützen und zu bewahren. An ihrer Seite ist ihr Lehrling Kai. Eigentlich als Drache nicht geeignet für diese Stelle, hat er eine Sondergenehmigung erwirkt, da er als Ordnungswesen nicht unabhängig agieren kann. Zusammen bilden sie ein unschlagbares Team auf der Jagd nach seltenen Büchern und können dem anderen blind vertrauen. Ich mag die beiden einfach und Cogamn schafft er gekonnt, dass ich mich mit ihnen verbunden fühle. Vermutlich durch die Liebe nach dem geschriebenen Wort.
Mein Fazit
Mir hat dieser Band bisher am besten gefallen. Anscheinend bin ich eher ein Drachen- statt ein Elfenmensch!