Jasper T. Scott Dark Space, Band 1
Dark Space: Die Menschheit ist verloren
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»Dark Space: Die Menschheit ist verloren« (Dark Space, Band 1) von Jasper T. Scott
Einst diente der Dark Space, ein Bereich im Weltraum der nur über Sprungtore erreicht werden kann, als Gefängnis. Ein Ort, zu dem die Erde ihre kriminellen Elemente abschieben konnte. Heute ist er der letzte Rückzugsbereich der Menschheit – jener Überlebender, die dem Angriff der insektoiden Sythianer entkommen konnten. Bewacht wird der Dark Space und seine Sprungtore von dem letzten verbliebenen Großkampfschiff der Menschheit, der Valiant.
Ethan Ortane, ein Krimineller der vor Jahren in den Dark Space verbannt wurde, fristet sein dortiges Dasein als Pilot und hochverschuldeter Schmuggler. Als sein Gläubiger, der mächtige Verbrecher Alec Brondi, an ihn herantritt und ihn vor die Wahl stellt entweder zu sterben oder in seine Dienste zu treten, fällt die Entscheidung nicht schwer. Um seinen verbrecherischen Geschäften nachgehen zu können, verlangt Brondi von Ethan, dass er sich an Bord der Valiant schleicht und das Kampfschiff, das auch als Polizei im Dark Space fungiert, ein für alle Mal aus dem Weg räumt.
Ausgerüstet mit dem Identchip eines vorher von Brondis Männern ermordeten Piloten der Valiant, einer Holohaut, die das Äußere Ethans dem des getöteten Piloten nachahmt, und, was Ethan allerdings nicht weiß, einem tödlichen Virus mit dem Brondi seinen Körper infiziert hat, gelangt Ethan an Bord der Valiant. Eigentlich hat er nur vor, die Technik des Raumschiffs auszuschalten, aber der Virus in seinem Körper, einmal freigesetzt, verrichtet ganze Arbeit. Bis auf wenige Ausnahmen, sterben alle fünfzigtausend Besatzungsmitglieder der Valiant.
Kurze Zeit später taucht Brondi mit seinen Männern auf um das Raumschiff in Besitz zu nehmen. Doch Ethan hat nun, von Gewissensbissen geplagt, die Seiten gewechselt und liefert, Seite an Seite mit den letzten Überlebenden, Brondi einen harten Kampf um die Valiant.
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Mit Dark Space (OT:Dark Space) stellt der junge Kanadier Jasper T. Scott den ersten Band seiner Dark Space Serie vor. Auch wenn die Reihe vom Verlag als –eine der erfolgreichsten SF Serien unserer Zeit - angepriesen wird, eine Behauptung der ich mal vehement widersprechen möchte, handelt es sich bei dem vorliegenden Buch doch eher um eine zwar solide, aber gleichzeitig auch recht durchschnittliche Kost. Da das Buch nicht sehr umfangreich und das Schriftbild zudem noch sehr (sehr) großzügig gesetzt wurde, wäre es in diesem Fall vielleicht eine leserfreundliche Entscheidung gewesen, die ersten beiden Bände zusammenzufassen.
Das übergeordnete Szenario, eine Menschheit die durch eine außerirdische Rasse fast ausgelöscht wurde, kommt leider nicht wirklich zum Tragen und spielt eher eine untergeordnete Rolle. Die Sythianer werden nur namentlich erwähnt, tauchen aber selbst nicht in der Geschichte auf. Überhaupt fehlt dieser der gewisse Sense of Wonder, das ehrfürchtige Staunen und die Faszination die man als Leser empfindet wenn man fremde Welten kennen lernt. Der Dark Space wird nicht näher vorgestellt, es gibt dort Planeten und Sprungtore durch die man ihn erreichen kann, mehr erfährt der Leser nicht, alles bleibt sehr oberflächlich.
Aus dem Protagonisten Ethan Ortane werde ich auch nicht ganz schlau. Auch wenn er „nur“ die Valiant sabotieren möchte, wenn es geht ohne das dabei jemand zu Schaden kommt, nimmt er dennoch billigend in Kauf, dass es auch „anders“ ablaufen könnte. Ansonsten erfährt man nicht wirklich viel über ihn. Er bleibt für mich blass und eindimensional – auch wenn der Autor sich bemüht ihn als tollen Piloten, Freund und Abenteurer hinzustellen. Warum er die Seiten wechselt und nach dem Virenangriff für das Militär kämpft bleibt mir rätselhaft.
Die Story ist nett geschrieben, sehr unterhaltsam und einfach zu lesen. Vielleicht auch deshalb, weil alles recht oberflächlich bleibt. Einige interessante Wendungen gibt es ebenfalls, auch wenn man manchmal deswegen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möchte, denn einige strapazieren das Zufallsprinzip und die Logik einfach zu sehr. Das Ethan von Brondi mit einem tödlichen Virus infiziert wurde und so ungewollt fast die komplette Besatzung der Valiant tötet, war so nicht vorherzusehen und hat überrascht. Wer sich dann allerdings als Overlord, also dem höchsten militärischen Befehlshaber der Flotte entpuppt, ist einfach lächerlich. Sorry, aber hier kann ich als Leser nur den Kopf schütteln. Meines Erachtens war das kein wirklich guter Einfall des Autors.
Viele Leser werden bei der Story vermutlich einige Parallelen zu der Battlestar Galactica Reihe entdecken – und das völlig zu Recht. Genau wie die Galactica, ist auch die Valiant der letzte militärische Trumpf den eine vom Aussterben bedrohte Menschheit ihrem Gegner noch entgegensetzen kann. Aber da hören die Ähnlichkeiten dann auch schon auf, denn die Menschheit hat hier bereits ihren Rückzugsort gefunden und kann sich nun auf den Kampf mit den Sythianern vorbereiten. Der Vorteil den diese Rasse gegenüber der Menschheit hatte, nämlich ein Tarnfeld das ihre Raumschiffe unsichtbar machte, wurde von den Menschen kopiert und soll nun gegen die Sythianer eingesetzt werden. Zudem erfährt Ethan, dass es noch zumindest eine weitere außerirdische Rassen gibt die den Kampf gegen die Sythianer aufgenommen hat.
Auch wenn die Idee mit den Sprungtoren nicht neu ist, ist sie dennoch immer wieder ein interessanter und reizvoller Aspekt. Da die Sprungtore auch deaktiviert werden können, scheint es sich bei ihnen um künstlich erzeugte Wurmlöcher zu handeln. Das setzt eine recht fortschrittliche und auf einem sehr hohen Stand befindliche Technik voraus. Da die Sythianer nicht über diese Technik verfügen, sie sind durch den sorglosen Umgang der Menschheit mit den Toren überhaupt erst auf diese aufmerksam geworden, verwundert es mich daher um so mehr, dass sie durch den Gebrauch einer einfachen Tarntechnik die Menschheit besiegen konnten. Wie kann man so etwas wie künstliche Wurmlöcher erschaffen, aber kein Mittel gegen ein simples Tarnfeld finden?
Fazit
Aufgrund der Inhaltsangabe des Verlages, könnte man als Leser möglicherweise eine Space Opera, einen Military Reißer oder ähnliches erwarten, aber weit gefehlt. Der Kampf der Menschheit gegen die Sythianer wird nicht thematisiert – was eigentlich recht schade ist, denn genau darauf hatte ich mich gefreut.
Dennoch ist Dark Space ein durchaus kurzweiliger Thriller mit jeder Menge Knalleffekte zum Ende hin und mit genug Potenzial nach oben. Die Schreibweise von Scott ist sehr gefällig und macht, zumindest momentan, durchaus Lust auf mehr. Die Geschichte endet mit einem ziemlichen Cliffhanger und ich würde gerne wissen wie es weitergeht.