John Jackson Miller Star Wars Knight Errant
Jägerin der Sith
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»Jägerin der Sith« (Star Wars Knight Errant) von John Jackson Miller
In einem weit entfernten Teil der Galaxis kämpfen zwei Sith Brüder, Lord Odion und Lord Daiman, um die Herrschaft über ein Raumgebiet. Mit Hilfe von Kriegsflotten und Agenten trachten sie sich gegenseitig nach dem Leben. In diesem Kampfgebiet erscheint die junge Jedi Kerra Holt. Sie verfolgt die Spur derer, die ihre Familie auf ihrem Heimatplaneten Aquilaris ermordet haben und die bei einem der beiden Sith Brüder endet - dem Sith Lord Odion.
Auf Darkknell, der Heimatwelt von Lord Daiman, erfährt Kerra von dem Bothaner Narsk, Lord Odions Spion auf Darkknell, von einem geplanten Hinterhalt bei dem Odion ermordet werden soll. Lord Daiman will seinem Bruder auf dem Planeten Gazzari ein Ziel bieten, dass dieser sich nicht entgehen lassen kann und damit zwangsläufig angreifen wird. Kerra schleicht sich an Bord von Lord Daimans Raumschiff und gelangt so ebenfalls nach Gazzari. Dort lernt sie den Brigadier Jarrow Rusher kennen, einen Söldner in Diensten von Lord Daiman. Sie freundet sich „zwangsweise“ mit Rusher an und kann so zusammen mit ihm einen Teil des bei dem Angriff willigend in Kauf genommenen Kollateralschadens, rund 1700 Kinder, retten.
Zusammen mit Rusher verlässt sie Gazzari um einen Ort zu suchen an dem der Söldnerführer seine Wunden lecken und an dem man den Kindern in Sicherheit einen Neuanfang bieten kann. So gelangen sie auf den Planeten Byllura, der von zwei jungen Sith Geschwistern beherrscht wird und sich als Falle entpuppt. Nach hartem Kampf gelangen alle weiter nach Syned, auf dem die Sith Kriegerin Arkadia herrscht. Von dieser erfährt Kerra nicht nur die Hintergründe über die in dem Raumgebiet herrschenden Sith Kriege, sondern Kerra soll als Handlangerin von Arkadia dem herrschenden Krieg der Sith untereinander ein Ende bereiten. Aber diesen Weg zu beschreiten und den Preis dafür zu bezahlen, lehnt Kerra ab und der Kampf mit Arkadia ist so unausweichlich.
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Die Geschichte von Kerra Holt ist nicht neu. Ein Teil davon wurde und wird immer noch in der gleichnamigen Comicreihe, Knight Errant, von John Miller erzählt, welche aktuell im Dark Horse Verlag erscheint. Die Geschichte von Kerra Holt spielt rund 1000 Jahre vor Die dunkel Bedrohung , dem ersten Star Wars Spielfilm (Episode I) und circa 32 Jahre vor der letzten Ruusan Schlacht, der dreiteiligen Buchreihe um Darth Bane.
Zur Jedi Kriegerin. Ausgebildet wurde sie von Jedi-Meister Vannar Treece , der ihr im zarten Alter von 8 Jahren bei dem Massaker von Aquilaris, befohlen von Lord Odion, das Leben rettete. Ihre Eltern kamen jedoch um. Seit dem Einsatz auf Chelloa, bei dem ihr Meister und alle an der Aktion beteiligten Jedis ums Leben kamen und Kerra als einzige überlebte, besteht ihr Anliegen darin, gegen den Sith Odion vorzugehen. Kerra übernimmt dabei die Rolle des typischen Einzelkämpfers im feindbesetzten Gebiet. Ständig auf der Flucht, jederzeit bedroht und immer das Ziel vor Augen.
Während Kerra Holt und ihr Denken und Handeln noch nachvollziehbar geschildert wird , so stoßen ihre Widersacher doch auf einiges Unverständnis bei mir. An erster Stelle ist natürlich Lord Daiman zu erwähnen. Dieser legt eine dermaßen krude und nicht mehr nachzuvollziehende Einstellung an den Tag, dass man sich wirklich fragen muss wie glaubwürdig so etwas überhaupt noch zu vermitteln ist. Er hält sich selber für den Schöpfer aller Dinge und ist davon überzeugt, oder vermittelt es zumindest seinen Untertanen, das nichts auf Darkknell geschieht ohne das er es nicht will. So dreht sich die Sonne nur, weil er ihr den Befehl dazu gibt. Da er selbst natürlich weiß das dies nicht stimmt und viele seiner Untertanen zudem schon vor seiner Geburt gelebt haben und somit ebenfalls wissen das die Sonne auch schon vor ihm aufgegangen ist, fragt man sich unwillkürlich warum er überhaupt solch eine sinnlose Außendarstellung abgibt, denn es glaubt ihm ja eh keiner. So etwas konnte man sich vielleicht im finsteren Mittelalter erlauben, aber nicht in einer Zeit, in der es völlig natürlich ist zwischen den Sonnensystemen zu reisen oder mit Fremdweltlern zu verkehren. Hier hat Miller etwas sehr dick aufgetragen, denn Daiman wird im weiteren Verlauf weder als Dummkopf noch als Ignorant geschildert. Das Geschwisterpaar auf Byllura ist ebenso abstrus und im Bereich „Freak“ einzuordnen.
Ich kann mich nicht des Gefühls erwehren, dass der Autor hier eine Art Normalität des Bösen gar nicht erst zulassen möchte. Das Böse hat monströs und absurd zu sein und ist ohne Zweifel daran als solches zu erkennen. Menschlich in Denken und Handeln ist einzig und allein die Gute, Kerra Holt. So kann man sich gleich leichter mit ihr identifizieren. Ebenso entpuppt sich die Sith Arkadia, anfangs noch erstaunlich gütig, im Lauf der Geschichte als durchtrieben und brutal. Als Bösewicht ist ihre Figur aber wesentlich vielschichtiger und gleichfalls besser ausgelegt als ihre Sith Brüder und Schwester.
Der Hauptcharakter ist natürlich Kerra. Sehr sympathisch geschildert und schon aufgrund ihrer Vergangenheit eine Art tragische Heldin. Sie versucht den Menschen im Gebiet der Sith zu helfen und gleichzeitig die Sith selber zu bekämpfen. Eine Gratwanderung die nicht immer leicht fällt, denn gerade diese Menschen können schnell zu den Leidtragenden in der Auseinandersetzung werden. Auch der Söldner Rusher ist recht sympathisch. Obwohl er dem Bösen dient und sich von ihm bezahlen lässt, hat er nicht nur das Herz am rechten Fleck, sondern auch noch ein Gewissen das ihn nicht ruhen lässt und letzten Endes dafür sorgt, dass er sich auf die Seite von Kerra schlägt. Damit weist er sogar eine gewisse Ähnlichkeit zu Han Solo auf. Der dritte Hauptcharakter ist der Bothaner Narsk. Ein zwielichtiger Bursche bei dem lange Zeit im Unklaren bleibt für wen genau er eigentlich arbeitet. Er ist weder gut noch böse und handelt so, wie es für ihn das Beste ist. Das macht ihn vielleicht moralisch angreifbar, entlarvt ihn aber auch als Überlebenskünstler. Er hat weder Probleme damit Kerra zu helfen, noch würde er zögern diese zu töten (wenn vermutlich auch mit einer gewissen Art des Bedauerns).
Die Geschichte wird von Miller routiniert erzählt. Hinweise und ominöse Andeutungen werden zu anfangs gestreut um dann gegen Ende hin aufgeklärt zu werden. Das sorgt dafür, dass immer eine gewisse Spannung vorhanden ist und der Leser sich so seine eigenen Gedanken machen kann. Zu Beginn des Buches hat Miller noch einen relativ ausschweifenden Schreibstil. Er neigt dazu alles und jedes ausführlich erklären zu wollen, das geht leider auf Kosten des Leseflusses und der Action. Dies bessert sich im Verlauf aber zusehends.
Auch wenn immer wieder Begriffe wie Jedi, Sith, Lichtschwert oder Republik genannt werden, kommt für mich relativ schwer eine Art von Star Wars Feeling rüber - das macht das Buch aber beileibe nicht zu einem schlechten Buch. Nur, die Geschichte könnte in jedem SF Kosmos spielen. Die Abschnitte über den Brigadier Rusher oder den Bothaner Narsk sind zu beliebig und unspezifisch. Auch Kerra Holt ist, das wage ich mal zu behaupten, zu unbekannt um groß zu wirken. Star Wars ist mehr als nur die Erwähnung von eben jenen Begriffen. Allerdings, das muss ich zugeben, sind meine literarischen Ausflüge in das SW Universum relativ überschaubar.
Aufgrund der Tatsache das sich Kerra immer noch in dem von Sith beherrschten Raumsektor aufhält, kann man vermuten, dass es weitere Abenteuer von ihr geben wird. Ihr Widersacher Lord Odion lebt immer noch und ihre Eltern und ihr Mentor Treece sind noch nicht gerächt. Wollen wir ihr für den weiteren Lebensweg alles Gute wünschen.