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Kim Stanley Robinson

Die eisigen Säulen des Pluto

  • Autor:Kim Stanley Robinson
  • Titel: Die eisigen Säulen des Pluto
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Luebbe Verlagsgruppe
  • Datum:01 Mai 1991
  • Preis: EUR

 
»Die eisigen Säulen des Pluto« von Kim Stanley Robinson


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(3)

 
 
Am Pol des Pluto wird ein riesiges Monument aus Eis gefunden. Da es in der Art und Weise stark dem in England befindlichen Stonehenge ähnelt, bekommt es den Namen Icehenge. Niemand weiß wer, wann und warum es gebaut wurde. Die Spekulationen sprießen und die wildesten Theorien werden geboren. Eine der wahrscheinlichsten liefert Hjalmar Nederland. Seine Theorie fußt auf einem Fund auf dem Mars und der Bergung eines rund 300 Jahre alten Tagebuchs. Dieses wurde von einer Wissenschaftlerin namens Emma Weil verfaßt und beinhaltet zum einen die Geschichte der letzten Marsrevolution gegen die amtierende Regierung und zum anderen die Erlebnisse auf einem Rebellenraumschiff, welches sich auf die Reise ausserhalb des Sonnensystem machte und dabei auch den Pluto passierte. Nederland schlussfolgert, dass die Rebellen das Monument als Mahn- oder Denkmal errichtet haben könnten, damit man auch in späteren Jahrhunderten noch an sie denkt. Aber auch diese Theorie bekommt erste Risse.

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Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eines der ersten die aus der Feder von Kim Stanley Robinson erschienen sind. Hier zeigt sich schon in welche Richtung Robinson schreibtechnisch, stilistisch und inhaltlich zu tendieren pflegt. In der Regel zu einer nicht actionreichen, dafür aber auf wissenschaftlichtlicher Basis fundierenden Geschichte, welche mit vielen Fachausdrücken und recht spezifisch geschrieben ist. Das Problem dabei ist nur, dass sich das mitunter recht dröge und langweilig liest. Leider muss man das auch von dem vorliegenden Buch sagen. Es dümpelt relativ ereignislos und ohne wirklichen Höhepunkt vor sich hin. Böse gesagt zeigt Robinson hier eher die unspektakuläre und langweilige Arbeit eines Historikers oder Archäologen auf, ganz im Gegensatz zu den Abenteuern die ein gewisser Indiana Jones so zu erleben pflegt.

Das Buch selber beginnt mit den Tagebuchaufzeichnungen der Wissenschaftlerin Emma Weil im Jahr 2248. Sie befindet sich an Bord eines Raumschiffes auf dem Weg zum Mars und gerät, mehr zufällig, in eine Revolte gegen das herrschende Marssystem. Diese Revolte nimmt ihren Anfang auf dem Mars und weitet sich bis auf das Raumschiff aus. Zusammen mit zwei weiteren Raumschiffen wollen sich die Rebellen auf eine Reise in ein anderes Sonnensystem begeben. Emma lehnt einen Mitflug ab und gelangt mit einem Beiboot auf den Mars, wo sie dennoch in die Wirren der Rebellion gerät und sich ihr anschließt. Die Rebellion wird niedergeschlagen, Emma flüchtet in unbekannte Regionen des Mars. Damit endet die Tagebuchaufzeichnung.

Der zweite Teil beginnt im Jahr 2547. Der Wissenschaftler Hjalmar Nederland hat Zweifel was die knapp 300 Jahre zurückliegende Marsrebellion und die zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen, die von der Marsregierung angefertigt wurden, anbelangt. Er glaubt nicht, dass die Rebellen die Todschlächter waren, wie die siegreiche Regierung allen glauben machen will. Auf seiner Suche nach Anhaltspunkten findet er die Beweise die er braucht, um die offiziellen Berichte als Lüge bloßzustellen. Kurz bevor er diese öffentlich machen kann, wird das Pluto-Monument gefunden. Ganz von seiner Arbeit überzeugt, verwebt er die Marsrebellion mit dem gefundenen Artefakt. Seine Beweisführung scheint so stichhaltig zu sein, dass sie offiziell anerkannt wird.

Im letzten und dritten Handlungszweig, er spielt im Jahr 2610, versucht der Hobbyhistoriker Edmond Doya, Urenkel von Hjalmar Nederland, seine eigene Theorie über das Pluto-Monument in der Öffentlich zu etablieren. Er geht von einem anderen Erschaffer von Icehenge aus und wirft zum ersten mal die Möglichkeit auf, das die bis dato für real und existent gehaltene Emma Weil, eine erfundene Person ist, der man eine fiktive Identität gab um falsche Rückschlüsse über die wahren Erschaffer des Monuments zu verbreiten. Ja, das sogar das Tagebuch ein Fälschung gewesen ist und erst nachträglich in den Marsruinen platziert wurde. Eine abschließende nochmalige Erforschung des Monuments soll neue Aufschlüsse bringen.

Auf den ersten Blick mag es wie ein spannendes Verwirrspiel klingen das Robinson dem Leser bietet, aber die Storyline hält nicht was sie verspricht. Sie gleitet immer wieder, wie oben schon angeführt, in die Belanglosigkeit und der bloßen Schilderung von Planetenumgebungen ab. Das die Geschichte nicht mehr auf dem neuesten Stand ist kann man spätestens daran erkennen, wenn Pluto noch als neunter Planet unseres Sonnensystems aufgeführt wird. Allerdings war die Herabstufung Plutos damals noch nicht absehbar, hier kann man Robinson also keinen Vorwurf machen. Dafür ist der Vorwurf an den Verfasser des Klappentextes unbedingt gerechtfertigt. Hier wir dem Leser eine Geschichte versprochen die voller Geheimnisse steckt und die an der gesamten Überlieferung der Menschheit rüttelt. Das ist schlichtweg Unsinn.

Es wird auch nicht geklärt wer nun für den Bau des Pluto-Monuments wirklich verantwortlich ist. Dieses Geheimnis wird nicht gelüftet, was aber auch nicht tragisch ist, denn zum Ende hin habe ich auch nicht mehr den Wunsch verspürt das zu wissen. Dem Monument wurde quasi mit zunehmender Dauer der Geschichte der geheimnisvolle und rätselhafte Aspekt weggeschrieben, es wurde zu etwas alltäglichem und belanglosem. Und damit war auch die Auflösung, die es passenderweise ja nicht gab, auch nur noch zweitrangig.

Auch einige Ungereimtheiten in der Geschichte machen diese nicht besser. Die Lebenserwartung der Menschen beträgt rund 500 bis 700 Jahre. Wie es dazu kam, die Geschichte spielt ja nicht so weit in der Zukunft, wird nicht erklärt. Das ist eigentlich schade, denn ein Teil des Reizes der Geschichte liegt darin, dass, obwohl vom ersten bis zum letzten Handlungsabschnitt rund 360 Jahre vergangen sind, alle Beteiligten, dank ihrer langen Lebenserwartung, noch am Leben sein könnten. Es also durchaus möglich wäre, dass sich die ehemaligen Marsrebellen samt Emma Weil zusammen mit den Historikern und Archäologen an einem Ort treffen und so die Geschichten miteinander auflösen könnten. Das hätte in der Tat etwas gehabt. Diese Möglichkeit nutzt Robinson jedoch nicht. Genauso unlogisch ist es, dass man erst 360 Jahren nach der Entdeckung von Icehenge auf die Idee kommt das Monument einem Massetest, bzw. einer Sonarüberprüfung zu unterziehen. Einer Überprüfung, die erstaunliches zu Tage bringt. So etwas sollte doch bereits bei einer Erstuntersuchung der Fall sein, gerade wenn man bedenkt, wie wichtig Icehenge für die Menschen ist und wie viele Wissenschaftler sich im Verlauf der Zeit damit beschäftigt haben. So etwas schüttelt Robinson auf den letzten paar Seiten dann mal eben so aus dem Ärmel.

Was bleibt ist ein, zumindest ansatzweise, interessantes Buch. Ist die erste Geschichte noch recht ansprechend, verflacht das Buch im weiteren Verlauf leider etwas. Wer die Mars-Trilogie des gleichen Autors gemocht hat, wird vermutlich auch an dieser Geschichte Gefallen finden.
 


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