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Markus Heitz

Die Legenden der Albae
Die Vergessenen Schriften

  • Autor:Markus Heitz
  • Titel: Die Vergessenen Schriften
  • Serie:Die Legenden der Albae
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Piper Taschenbuch
  • Datum:15 Oktober 2013
  • Preis:14,99 EUR

 
»Die Vergessenen Schriften« (Die Legenden der Albae) von Markus Heitz


Besprochen von:
 
Theo Fischer
Deine Wertung:
(4)

 
 
Markus Heitz ist ein bisschen der Dauerbrenner unter den deutschen Fantasy-Autoren. In schöner Regelmäßigkeit erscheint alle paar Monate ein neues Buch aus seiner Feder. So waren im Oktober 2013 auch mal wieder die Albae an der Reihe, die nach 3 richtigen Romanen erstmals eine Anthologie spendiert bekamen, welche als Überbrückung zum vierten Teil der Albae-Reihe dienen sollte. Und diese ist, wider erwarten (da sich so langsam Abnutzungserscheinungen im Geborgenen Land zeigen), sogar richtig gelungen!

Bevor die eigentliche Rezension kommt noch ein paar Worte für alle Zwerge-Fans: Nein, Tungdil kommt, bis auf ein paar beiläufige Erwähnungen, nicht vor.

In den vergessenen Schriften findet sich alles Mögliche, von Kurzgeschichten über Märchen bis hin zu Briefwechseln ist alles dabei, sodass das Buch tatsächlich wie eine Sammlung zusammengetragener Schriften und mündlicher Überlieferungen wirkt. Diese wurden vom inzwischen sehr bekannten, albischen Schreiberling Carmondai gesammelt, welcher auch jeder Geschichte noch ein Vorwort hinzugefügt hat, woraus jeweils ersichtlich ist, dass nicht alles in dieser Sammlung unbedingt der Wahrheit entsprechen muss. Oft spiegeln sie seine eigene Vorstellung der Geschehnisse wieder, eben das was er sich aus den teils sehr kargen Überlieferungen zusammenreimen konnte. Die Geschichten selbst stammen aus allen Möglichen Epochen der Albae-Kultur. So erlebt man in „Die Inagsari“ die Geschichte einer Sondereinheit in Dson Faimon, die den Glauben an die Infamen (die alten Götter der Albae) unterbinden sollen und dabei auf eine gewisse Marandei (die sicher einigen Lesern bekannt vorkommen dürfte) stoßen. Des Weiteren erfährt man aber zum Beispiel auch was aus so manchem liebgewonnenen Charakter der vorherigen Bücher geworden ist, wie die Albae aus dem Süden entstanden oder was Sinthoras und Caphalor sonst noch so im Geborgenen und Jenseitigen Land getrieben haben.

Man sollte hierbei nicht erwarten hoch komplexe Geschichten zu lesen, die vor Details nur so sprudeln, sondern sich bewusst sein das sich fast jede Geschichte auf nur ein bestimmtes Ereignis konzentriert. Auch werden nicht alle offenen Fragen der Vorgänger geklärt.
Lobenswert ist aber definitiv die Idee, die ganze Welt etwas lebendiger zu machen. Gerade die Albae-Romane leiden ein bisschen unter dem Gefühl die Welt wäre leer. Alles drehte sich nur um ein oder zwei Handlungsstränge, andere Kreaturen im Jenseitigen Land dienten nur als leichte Opfer für die Klingen der Albae. Nun schlüpft man mal in die Haut der Doron Ashont, erlebt die „Kultur“ der Botoiker, oder kommt, wenn auch nur sehr, sehr kurz, mit den Oudwen in Kontakt. Die Welt gewinnt insgesamt an Glaubwürdigkeit. Auch wird die Kultur der schwarzäugigen Spitzohren wird deutlich erweitert, neue Facetten ihres Lebens werden beleuchtet, andere näher ausgeführt und erweitert. So rückt in einer Geschichte die Kunst in den Mittelpunkt. Zwei renommierte, albische Künstler versuchen sich gegenseitig in der Kunst zu übertrumpfen und sind sogar bereit ihr eigenes Leben zu opfern, um den Ruhm zu ernten. Andere Geschichten handeln von Verblendung, Hass und übermäßigem Ehrgeiz, aber auch von Liebe und Selbstreflektion, so wagt eine Albin sogar eine Annäherung an die verhassten Menschen. All dies trägt zur Authentizität der Welt bei, die Albae wirken nicht mehr wie ein Einheitsbrei andersartiger Elben, sondern erlangen durch diese Darstellung verschiedener Denkweisen endlich kulturelle Eigenständigkeit, was auch die größte Stärke des Buches ist. Man merkt einfach das Markus Heitz wirklich eine Welt geschaffen hat.
Oft ertappt man sich auch bei einem kleinen Aha-Erlebnis, wenn man zum Beispiel etwas über die Vergangenheit einiger früherer Nebencharakter erfährt und nun endlich weiß warum diese Charaktere sind wie sie sind.

Sehr willkommen ist, gerade wenn man längere Zeit nicht mehr im Geborgenen Land war, das kleine Glossar am Ende des Buches. Hier werden die wichtigsten Begriffe noch mal erklärt, auch wenn die Erklärungen hin und wieder gerne etwas detaillierter hätten ausfallen können.

Negativ fällt hingegen das Fehlen einer Landkarte auf. Gerade da das Geschehen an vielen verschiedenen Orten spielt, wäre die sehr hilfreich gewesen. Ich persönlich weiß nach mehrjähriger Abstinenz nicht mehr, wie Dson Faimon aussah mit seinen ganzen Strahlenarmen oder wo genau jetzt Weyurn im Geborgenen Land liegt.
Auch die hin und wieder vorkommenden, wenn auch kleinen, Logikfehler fallen störend auf. Wie man zum Beispiel trotz frisch verlorenem Arm ohne Hilfe eine Fackel entzündet, bleibt mir ein Rätsel.
Ebenso bleibt der Schreibstil Markus Heitz’ ein zweischneidiges Schwert. Zwar findet er eine gute Mischung zwischen beschreibenden und erzählenden Elementen, doch wirkt die Sprache in den Dialogen bzw. Monologe oft zu episch, zu gehoben. So ist es absolut nachvollziehbar wenn die Albae etwas gehobener sprechen, was sicherlich zu ihrem hochmütigen und stolzen Wesen passen würde, doch wirkt eben diese Sprache in Extremsituationen, wie zum Beispiel im Kampf, einfach nur aufgesetzt.

Trotz dieser kleinen Negativ-Punkte bleibt ein recht positiver Eindruck. So ist dieses Werk letztendlich allen empfohlen, die sich gern in der Welt der Zwerge und Albae verlieren und wissen wollen was sonst noch so dort vor sich geht. Neueinsteiger hingegen dürften mit dem Werk nicht so viel anfangen können. Ohne Vorwissen liest sich das alles relativ belanglos, da einfach der Bezug zur Welt fehlt. Aber so ist es ja meistens, wenn man bei einer Reihe nicht vorne anfängt.
 
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    2015-03-24
    Das ist eine seh umfassende Rezension, die ich gerne gelesen habe. Ja, mir fehlt wohl einiges an Vorwissen, um gleich einsteigen zu können. Nunja, der Preis des Serienwahns eben.