Mechthild Gläser
Die Buchspringer
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»Die Buchspringer« von Mechthild Gläser
Amy Lennox und ihre Mutter Alexis flüchten aus dem tristen Bochum auf die Insel Stormsay, wo die Wurzeln ihrer Familie liegen. Alexis kämpft gegen Liebeskummer und Amy gegen Mobbing in der Schule. Auf der kleinen Insel angekommen, erfährt Amy, dass sie zu einem der beiden auserwählten Clans gehört, die Buchspringer sind. Ihre Aufgabe: Der Schutz der Literatur. Was wie ein Märchen beginnt, erwächst sich bald zu einem wahren Alptraum, denn ein Dieb geht in der Buchgemeinschaft um und stielt Rudimente. Amy und ihr neu gewonnener Freund Will Macalister machen sich auf die gefährliche Jagd.
Das Cover zeigt ein Mädchen, welches ein Buch wie einen Lenkdrachen an der Leine hat. Neben diesem Buch fliegen noch andere Werke. Die Bücher tanzen leicht wie Ideen durch den Himmel, Sherlock Holmes steht auf dem einen, während Schir Khan aus einem anderen springt, eine Hexe reitet auf ihrem Besen und ein Affenbrotbaum wächst ungehemmt gen Himmel. Auf mich wirkt dieses Buch unglaublich leicht und spricht von Freiheit und Träumen. Selten habe ich ein so wunderschönes Coverbild gesehen, welches mir so aus der Seele spricht.
Ich weiß nicht, was Mechthild Gläser mit ihrem Roman erschaffen wollte, aber dass es so wunderschön wird, konnte sie damit rechnen? Die Autorin zeichnet mit feinen, behutsamen Worten eine Märchenwelt, in die ich mich sofort fallen lassen konnte. Ohne Wenn, ohne Aber, einfach blindes Vertrauen und los lassen. Selten habe ich mich in einem Buch so geborgen, so gut aufgehoben gefühlt, wie in diesem. Magisch!
Allein die Handlung ist absolut einmalig: Zwei Clans, die als Buchspringer die Literatur beschützen. Natürlich sind sie sich untereinander seit Jahrhunderten spinnefeind und haben nur einen brüchigen Waffenstillstand geschlossen, den die nächste Generation stets zu brechen droht. Doch nicht mit weiterer Feindschaft, sondern mit Liebe und Freundschaft. Die junge Amy Lennox möchte eigentlich nur Urlaub auf der kleinen Insel Stormsay machen und erfährt eher nebenbei, dass sie die außergewöhnliche Gabe des Buchspringens besitzt. Es beginnt wie ein wunderbares Abenteuer: Denn wer von uns würde seinen Helden nicht gerne einen Besuch abstatten? Die Vorstellung, in ein Buch zu springen, beflügelte meine Phantasie und sie erklomm wahre Höchstleistungen. Die Idee ließ mich einfach nicht mehr los.
Als Gegenpol zu der eigentlich ruhigen Welt der Literatur, steht die Insel Stormsay. Wind gepeitscht, vom Meer zerklüftet, und einsam, wirkt es eher menschenfeindlich. Doch nur auf den ersten Blick, denn die Insel bietet durch ihre Abgeschiedenheit auch Schutz und merkwürdigerweise auch ein gewisses Gefühl der Geborgenheit, mit der ich nicht gerechnet hätte. Beide Schauplätze laufen sich quasi den Rang mit Spannung und Interesse ab, so dass ich als Leser kaum eine Möglichkeit hatte, mal durch zu atmen und zur Ruhe zu kommen. Aber ich genoss es sehr!
Ist die Handling schon magisch, stehen die Protagonisten dem in absolut nichts nach. Ich könnte pertu nicht sagen, welche Gestalt mein Herz erobert hat, sondern war von jeder gleichermaßen fasziniert und begeistert.
Die junge Amy Lennox steht natürlich im Mittelpunkt. Enttäuscht und verletzt, verlässt sie mit ihrer Mutter Deutschland und hoffte darauf, auf Stormsay zur Ruhe zu kommen und eine Art Neuanfang zu beginnen. Von ihren Freunden verletzt, fällt es ihr unglaublich schwer, Vertrauen in andere zu fassen und sich auf neue Freundschaften einzulassen. Doch schon bald muss Amy einsehen, dass sie nur mit Hilfe von anderen der Welt der Literatur helfen kann. Denn ein Dieb geht um und stiehlt Rudimente, also die Grundideen der Bücher. Was ist der Zauberer von Oz ohne den Wirbelsturm, oder der Sommernachtstraum ohne Sommer? Richtig, leere Seiten und immer mehr Bücher fallen dem Dieb zum Opfer. Doch wer steckt dahinter?
An Amys Seite Will Macalister, ein Sprössling des anderen Buchspringerclans, mit dem sie bald mehr als nur Freundschaft verbindet. Beide ergänzen sich gut, da sie im jeweils anderen dessen eigentlichen Stärke zum Vorschein bringen können.
Sehr gut hat mit die Gestalt des Werther gefallen. Eigentlich eine Person in der Literatur, die nicht unbedingt bei mir auf Liebe stößt, eroberte er in diesem Werk mit Leichtigkeit mein Herz.
Jede Person, mag sie noch so klein sein und nur am Rande erscheinen, blieb mir im Gedächtnis, was nicht jeder Autorin gelingt, bzw. auch nur am Ansatz gelingen kann.
Mein Fazit
Mechthild Gläser ist für mich eine Magierin mit den Worten und verzauberte mich von der ersten Seite an!