Romina Russell Zodiac 2
Weg der Sterne
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»Weg der Sterne« (Zodiac 2) von Romina Russell
Nach dem mehr als misslungenen Kampf gegen Ophiuchus und das dreizehnte Haus, zieht Rhoma Grace sich zurück . Die junge Frau muss zu sich selber finden und zur Ruhe kommen. Doch leicht fällt ihr diese Aufgabe nicht, denn sie kämpft nicht nur mit der Zerstörung ihres Hauses Krebs, sondern auch mit dem Tod ihres Freundes Mathias. Lange gönnt man ihr keine Ruhe, denn Ophiuchus greift erneut an. Unter seiner Führung und der Führung des Meisters haben sich die Marad zu einem mordenden Haufen zusammengerottet, die die zwölf Häuser mit Gewalt und Tod überziehen. Rho muss erneut in den Kampf, denn ihre Freunde vertrauen auf sie und ihre Stärke.
Das Cover zeigt die drei Sternbilder Steinbock, Krebs und Stier. Sie scheinen schwerelos im All zu treiben. Im Hintergrund ist eine Weltkugel zu sehen und alles verwischt in einem Blauton, der das unendliche Meer der zerstörten Krebswelt widerspiegelt. Ich finde es sehr schön zu Titel und Inhalt des Buches gewählt. Zudem ist es Band eins ähnlich, so dass der Zusammenhang der Serie mühelos erkennbar und doch jedes Buch für sich einzigartig ist.
Voller Ungeduld und Freude habe ich auf den zweiten Band der Serie um die junge, aber schon sehr starke Rhoma Grace und ihrer Freunde gewartet . Die Vorstellung, dass es zwölf Häuser gibt, die sich spezifisch nach den Sternzeichen richten, entwickeln und ihre Eigenheiten besonders stark ausleben, faszinierte mich schon in Band eins. Jedes Wesen ist zwar weiterhin einzigartig, aber die Stärken des jeweiligen Zeichens setzen sich klar durch; zum Beispiel die kämpferische Stärke der Stiere, die Klugheit der Waage, die Neugierde des Steinbocks und so weiter. Absolut faszinierend und ich konnte mich ganz in diese fremde und schillernde Welt fallen lassen.
Doch neben den inneren Werten geizt Romina Russell auch nicht mit technischen Spielerein. Raumschiffe mit Tarntechnologie, unsichtbar machende Kragen, Bewusstseinserweiternde Drogen, Cyberspace-Technologie, aber leider auch Waffensysteme und ausgeklügelte Gewalt. Alles ein bisschen mehr und ausgereifter, als es das jetzt schon wirklich gibt. Die Autorin lässt ihrer Phantasie freien Lauf und schafft es, ihre Leser mitzunehmen in eine absolut faszinierende Welt. Schön finde ich, dass sie mir trotz all ihrer Beschreibungen, die vor meinem inneren Auge entstehen, immer noch genug Raum lässt, um mir selber Dinge vorstellen und ausmalen zu können. Das macht ein gutes Buch für mich, dass ich meine eigenen Gedanken noch mit einbringen kann!
Russell gibt jedem ihrer Bücher eine sehr persönliche Note, die sie für mich von anderen Autoren abgrenzt. Sie gibt jedem Werk ihren Stempel, aber sehr subtil und vorsichtig, wie wenn sie sich noch nicht ganz trauen würde, dies wirklich zu machen. Trotzdem merkt man deutlich, dass sie von Buch zu Buch an Vertrauen in ihre Fähigkeiten wächst und sogar beginnt, kleinere Experimente zu machen. Tief in sich drin steckt ein Kind, was hier und da durchbricht. Mit Witz und Charme. Zum Beispiel an der Stelle, wenn das Reisen auf einem Planeten via Kanone erfolgt. Der Reisende rollt sich zusammen, wird abgeschossen, rast mit unfassbarer Geschwindigkeit durch die Luft und landet gezielt auf einem weichem Polster. Wer von uns hat nicht davon geträumt? Das sind so kleine Momente beim Lesen, die mir ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubern und mir im Gedächtnis bleiben.
Trotzdem finde ich die emotionale Mischung gewöhnungsbedürftig: Auf der einen Seite ist der Stil lebendig, spannend, voller Esprit und Witz und schwenkt dann um. Die Autorin wird dermaßen politisch, dass ich fast einschlafe und den Faden verliere. Um es hart zu sagen, das Buch wird gähnend langweilig und ich verstehe einfach nicht, was da passiert. Warum gibt sie die Lebendigkeit auf? Warum tauscht sie Leichtigkeit gegen Angst, Kummer, Leid und Trauer? Wenn es nur hin und wieder wäre, könnte ich damit umgehen, aber leider ist die Gewichtsverteilung genau umgekehrt und die Leichtigkeit blitzt nur hier und da durch. Ich hoffe einfach, dass Romina Russell sich fängt und das in dem nächsten Teil wieder ihre lockere Ader die Oberhand gewinnt!
Ihre Charaktere kreiert die Autorin authentisch und lebensnah . Allerdings auch schwermütig und nachdenklich, was ich bei so jungen Menschen für gewagt halte, da sie dann schon mal altklug und wenig sympathisch wirken. Zumindest erging es mir an manchen Stellen so. Eine siebzehn- oder achtzehnjährige Anführerin, die für ihre Weisheit geehrt wird, ist in meinen Augen einfach nicht wirklichkeitsbezogen. Doch Rhoma Grace will diese ganzen ihr verliehenen Titel eigentlich auch gar nicht und schliddert eher in sie hinein, als dass sie diese wirklich verdient oder gar anstrebt. Das bringt sie mir dann auf der emotionalen Ebene doch wieder näher. Schade finde ich, dass sie sich ihre Handlungen nicht nur reiflich überlegt, was gut ist, sondern einen regelrechten Staatsakt daraus macht. Statt zu lieben, zu leben und zu lachen, dreht sie alle Gefühl, besieht sie aufmerksam von allen Seiten und entscheidet dann. Nur ist dieses Dann auch schon mal zu spät und ruft bei mir eine unterschwellige Genervtheit hervor. Aber auch hier hoffe ich einfach, dass Teil zwei nur die Vorbereitung für den nächsten Teil ist und sich dann einiges, wenn nicht gar alles, klären wird.
Rho stellt sich ihrer Führungsrolle. Allerdings nicht alleine, denn ihr Bruder Stanton ist an ihrer Seite, der sie beruhigt und erdet. Mit ganz banalen Dingen, aber auf eine süße, zärtliche Art, so dass ihm sofort mein Herz zu geflogen ist. Ich hoffe sehr, dass er noch eine größere Rolle spielen wird und ich mehr über ihn lesen darf.
Begleitet wird Rhoma von ihrer besten Freunden Nishi, einer jungen Schützin und von der Waage Hysan, der der heimliche Anführer seines Hauses ist. Jeder steht ihr mit seinen besonderen Talenten zur Verfügung und hilft, wo er nur kann. Doch Rho nimmt diese Hilfe nur ungerne an, da sie die anderen stets in Gefahr wähnt ohne zu sehen, dass sie alleine nur ein Nichts ist.
Die Entwicklung die diese jungen Menschen machen, las sich spannend und auch ergreifend. Aber auch hier gilt leider wieder, dass die Schwermut über die Lebendigkeit siegt.
Mein Fazit
Nicht ganz so stark und lebendig wie der erste Teil. Trotzdem freue ich mich auf den nächsten!