Susanne Gerdom
Haus der tausend Spiegel
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»Haus der tausend Spiegel« von Susanne Gerdom
Annik ist eine junge Hexe, die vor eine große Aufgabe gestellt wird, um an eine wichtige Schule zu gelangen. Sie soll das Geheimnis der adligen Familie van Leuwen lüften. Hierfür bewirbt sie sich als Kindermädchen. Doch kaum ist sie dort angelangt, scheinen der Hausherr Gabriel van Leuwen und sein Bruder Daniel sich sehr für Annik zu interessieren. Gleichzeitig muss Annik eine schaurige Begebenheit nach der anderen Entdecken. Ist hier wirklich ein Spiegelzauber am Werk, der von einer bösen Hexe über das Haus van Leuwen gehängt wurde oder steckt noch mehr dahinter? Annik muss sich ihrer Gefühle klar werden und gleichzeitig ihre Aufgabe lösen.
Susanne Gerdom präsentiert mit "Haus der tausend Spiegel" einen Fantasyroman, der scheinbar in der jetzigen Zeit spielt, allerdings auch etwas mittelalterliches Anhaftet. So würde ich auf eine Parallelwelt tippen. In dieser leben Hexen schon lange unter den Menschen, sind jedoch nicht überall gerne gesehen. Die junge Hexe Annik ist durchaus talentiert und hat sich um einen sehr begehrten Uniplatz beworben. Um diesen zu bekommen, muss sie jedoch eine Aufgabe bewältigen. Die Universität verlangt, das sie das Rätsel um die adlige Familie van Leuwen lüftet. Hierfür hat sich Annik um die Stelle des Kindermädchens im herrschaftlichen Haus beworben. Doch kaum angekommen, eröffnen sich ihr erste Hindernisse. So hat sie nicht geahnt, das etwas mit dem kleinen Jungen namens Elias nicht stimmt. Dieser verbringt vor Angst sein ganzes Leben in einem großen Koffer, aus dem er zunächst nicht bereit ist hervor zu kommen. Doch nur wenn Annik ihre Kindermädchenaufgaben erfüllt, kann sie länger im Haus der van Leuwens verbleiben. Auch scheint der Hausherr Gabriel van Leuwen ein zwar attraktiver Herr zu sein, jedoch äußerst streng, arrogant und kaltherzig zu sein. Zugleich werden der jungen Hexe Avancen von Daniel van Leuwen gemacht, der zwar immer freundlich zu ihr ist und hilfsbereit scheint, aber ihr nie sein Gesicht zeigen will. Zuletzt trifft Annik auch noch in der Bibliothek auf einen weitern Jungen, namens Rafael, der so gerne lesen und schreiben lernen möchte, was ihm bisher aber niemand bereit war weiter beizubringen, da er stottert. Durch all die Gegebenheiten ziemlich ausgelastet, muss die junge Hexe nun versuchen, sich auf alles einen Reim zu machen und gleichzeitig des Nachts noch sehen, ob sie das gestellte Rätsel zu lösen vermag.
Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Annik scheint zuerst ein recht selbstbewußtes junges Mädchen zu sein, deren kleiner Begleiter (eine Art Chamäleon) ihr bei der kniffeligen Lösung des Rätsels behilflich sein will . Doch im Laufe der Geschichte stellt sich das Mädchen immer facettenreicher dar, zeigt auch größere Unsicherheiten und ihre Gefühlswelt gerät komplett durcheinander. Ihr Compagnon hingegen hat seinen ganz eigenen Witz und lockert das Geschehen für mich persönlich immer wieder ein wenig auf.
Gabriel van Leuwen macht auch eine ziemliche Wandlung durch. Wo er am Anfang als gefühlskalter, schnell zorniger und etwas arroganter Hausherr auftritt, erkennt man später in ihm einen zynischen, traurigen und teils hoffnungslos erscheinenden Menschen, der schon mit einigen Schicksalsschlägen zurecht kommen mußte und sich daher einen Panzer zugelegt hat, den die junge Annik nach und nach zu durchbrechen droht.
Daniel van Leuwen hingegen tritt zuerst relativ mysteriös auf, da er sich Annik nicht zeigen möchte. Ist aber an sich ein scheinbar durch und durch freundlicher Mensch, der der jungen Hexe amouröse Gefühle entgegen bringt.
Dann ist da noch der stotternde Junge Rafael , der zunächst sehr vernachlässigt erscheint und durch die Führsorge von Annik immer mehr aufblüht und sich öffnet. Durch ihn wird sie sicher einige wichtige Hinweise zur Lösung des Problems bekommen.
Zuletzt ist da noch Elias van Leuwen , der Sohn des Hausherren. Der kleine Elias ist von einem Ereignis in der Vergangenheit so verängstigt, das er sein Leben nur noch in einem Koffer verbringt, weil der ihm die nötige Sicherheit gibt. Nur mit viel Geschick gelingt es Annik Fortschritte für ihn zu erzielen, die jedoch in Gegenwahrt von Gabriel van Leuwen gefährdet werden könnten, denn anscheinend hat Elias auch vor seinem Vater Angst.
Um diese genannten Charaktere herum spinnt Susanne Gerdom ihre Geschichte und offenbart in kleinen Happen Hinweise auf die eigentlichen Zusammenhänge, die dann durch andere Einwürfe immer wieder aufgesprengt werden und in eine andere Richtung weisen. Am Ende jedoch führt alles zusammen und der Leser bekommt eine überraschende Szenarie geboten.
Alles in Allem präsentiert Susanne Gerdom mit "Haus der tausend Spiegel" einen in einer Parallelwelt spielenden Fantasyroman in dem sich alles um das Geheimnis der Familie van Leuwen dreht und der Leser tausende Facetten einer Geschichte geboten bekommt, die ein Gefühl wie im Spiegelkabinett hervorrufen, in dem man sich fragt was gerade Realität ist und was Fiktion. Ein Buch, welches sich zu lesen lohnt.