Christine Heimannsberg 1
Gelobtes Land
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»Gelobtes Land« von Christine Heimannsberg
In einer Welt in der Männer alles bedeuten und Frauen nur Menschen zweiter Klasse sind, wächst die junge Lore mit ihren Geschwistern auf dem Hof ihrer Eltern auf . Außer Arbeit kennt sie nichts und die kurze Zeit die sie für sich hat, nutzt Lore, um sich mit Jul zu treffen. Einem jungen Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hat. Als ihr Bruder eines Tages einen anderen Mann im Streit erschlägt, wird der elterliche Hof aus Rache niedergebrannt und ein Teil der Familie ermordet. Lore und Jame gelingt die Flucht. Ihr Ziel: Das gelobte Land. Doch der Weg dorthin ist nicht nur beschwerlich, sondern auch lebensgefährlich!
Lebendig, voller Spannung, mitreißend und einfach schön! So ist der Beginn der Trilogie von Christine Heimannsberg. Selten haben ich ein Buch gelesen, dass mich direkt gefangen nahm und seinen Klammergriff erst auf der letzten Seite wieder löste. Leider muss ich sagen, denn ich muss einfach wissen, wie es weiter geht!
Die Autorin schildert das Leben nach dem Vorfall. Der Vorfall ist das abrupte Absacken der Pole und die damit einhergehende Zerstörung der Welt, wie wir sie heute kennen. Die Küsten haben sich ins Landesinnere verschoben und nur langsam kann sich der Rest der Bevölkerung von diesem Tiefschlag der Zerstörung erholen. Nahrungsmittel sind die eine Seite, die andere - und in meinen Augen wichtigere - der Neuaufbau der Gesellschaft. Doch was Heimannsberg vor meinem inneren Auge entstehen lässt, ist weder schön, noch wild romantisch oder gar heimelig. Eher unheimlich und brutal, denn die Menschheit gliedert sich in zwei Schichten: Die Männer stehen an der Spitze der Nahrungskette und weit abgeschlagen als Sklaven und Eigentum die Frauen. Während des Lesens habe ich das einfach so hingenommen, da keine Zeit zum Nachdenken blieb, aber später beschäftigte mich der Inhalt des Buches weiter. Und genau das mag ich an einem guten Buch: Zuschlagen, sacken lassen und auch später noch gerne daran denken und über den Inhalt nachdenken.
Wie gesagt, das ist nur die eine Seite des Buches. Im Mittelpunkt steht die Flucht der Geschwister Lore und Jame. Nachdem sie ihre Heimat verlassen mussten, suchen die das gelobte Land und die Reise dorthin ist Abenteuer pur. Viele helfende Hände stützen ihren Weg, aber noch mehr Gefahren lauern am Wegesrand und drohen ihr Vorhaben schneller zum Scheitern zubringen, als befürchtet. Voller Spannung begleitete ich sie und war über die Ereignisse genauso schockiert, überrascht und erfreut, wie die beiden, denn die Autorin schaffte es nicht nur, Spannung aufzubauen und aufrecht zu halten, sondern sie überraschte mich auch immer wieder mit unvorhersehbaren Ereignissen. Ganz großes Kopfkino!
Besonders gelungen fand ich die Charaktere . Ich merkte deutlich, dass Christine Heimannsberg all ihr Herzblut in Lore gesteckt hat und ich denke, dass ein Teil von ihr zwischen den Seiten steckt und sie sich gegenseitig widerspiegeln. Trotz der eher archaischen Lebensbedingungen wächst Lore zu einer starken und bodenständigen jungen Frau heran. Sie steht zu ihren Taten und wächst an ihren Aufgaben. Lore verweigert sich nicht dem Neuen, sondern lernt und nimmt alles Gute wie ein Schwamm auf. Ich mag sie sehr und denke, dass Lore das Potential für ein starkes Vorbild hat.
Ihr Bruder Jame hingegen wirkt eher schwächlich. So wie Menschen schon mal wirken, deren Macht und Vorherrschaft nicht in Frage gestellt wird. Jetzt, wo er sich beweisen muss, merkt Jame erst, wie sehr er sich auf andere verlassen hat und wie wenig er selbst einbringt. An ihm ist eine starke Veränderung im Lauf der Handlung zu sehen, die ihn mehr erstaunte als mich.
Mein Fazit
Ein wirklich grandioser Einstieg. Mein Rat: Nicht lesen, ohne die nächsten Teile in Griffweite zu haben!