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Joe Hill

Blind

  • Autor:Joe Hill
  • Titel: Blind
  • Serie:
  • Genre:Horror
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:01 September 2008
  • Preis:8,95 EUR

 
»Blind« von Joe Hill


Besprochen von:
 
D. Eisenhart
Deine Wertung:
(4)

 
 
Judas Coyne, ein Rockstar, der seine besten Tage bereits seit einer Weile hinter sich hat, lebt mit von Zeit zu Zeit wechselnden Groupies zurückgezogen auf seiner Farm. Er sammelt makabre Dinge, nicht weil er sich wirklich dafür begeistert, sondern eher, weil es zu seinem Image gehört. Daher kann er nicht widerstehen, als auf einer Internet-Auktionsplattform für nur 1000 Dollar ein Geist versteigert wird. Was Judas nicht ahnt: diese Auktion ist keineswegs ein Scherz, aus dem er einen kleinen PR-Gag inszenieren kann. Er bekommt wirklich einen Geist - und zwar einen, der noch eine Rechnung mit ihm offen hat.

Der Einstieg in die Story täuscht zuerst etwas, eher gemächlich führt Joe Hill seine Leser in die Geschichte ein. Man lernt Judas, sein Leben, den Tagesablauf auf der Farm, seinen Assistenten Danny und seine aktuelle Freundin Georgia kennen (die eigentlich Marybeth heißt - aber Judas nennt seine Freundinnen grundsätzlich nach dem Staat aus dem sie stammen). Da lässt man sich als Leser leicht täuschen und kommt auf den Gedanken "Na, und wo ist nun der Horror?". Joe Hill gaukelt dem Leser hierbei zuerst ein wenig Normalität und Routine vor, doch schon nach kurzer Zeit überschlagen sich die Ereignisse und das Buch entfaltet eine Sogwirkung, der man sich kaum noch entziehen kann.

In die Figuren konnte ich mich gut hineinversetzen, der Autor verleiht ihnen Tiefe und Charakter. Judas beispielsweise ist eigentlich ein richtiger Arsch, der seine Freundinnen nicht gerade zuvorkommend behandelt und notfalls auch mal wie ein ausgemustertes Möbelstück vor die Tür stellt. Aber trotzdem versteht der Leser, warum er ist, wie er ist. Ich mochte ihn, obwohl er definitiv keinen Sympathiewettbewerb gewinnen würde.
Der heimliche Star des Buches ist aber meiner Meinung nach der böse Geist, der sich an Judas für etwas rächen will, das schon einige Zeit zurückliegt. In kurzen Rückblenden oder Traumsequenzen wird dieser Handlungsstrang erzählt und somit bleibt es nicht einfach bei einem "bösen Geist", der wahllos hinter den Lebenden her ist. Er wird zu einer Figur aus Fleisch und Blut, mit nachvollziehbaren Motiven und Zielen - auch wenn man als Leser sicher nicht auf der Seite des Geists steht, versteht man doch, warum er hinter Judas her ist.

Cover und Titel sahen für mich zuerst einfach nach "Horror" aus: schwarz-rot, düster, ein Titel der nur aus einem Wort besteht, und mit dem man erst einmal überhaupt nichts anfangen kann. Aber sobald man in die Story eintaucht, merkt man sehr schnell, dass sowohl Titel als auch Cover ausgezeichnet zur Geschichte passen und sich darauf beziehen - also wirklich sehr gut gelungen.

Joe Hill ist bekanntermaßen das Pseudonym von Joseph King, dem Sohn von Stephen King. Und obwohl sein Stil völlig anders ist als der seines Vaters, braucht er den Vergleich sicher nicht zu scheuen, denn "Blind" ist ein absolut gelungener Horrortitel. Ob er diesen Standard halten kann und eines Tages wie Stephen King in einem "eigenen Universum" schreibt, in dem es immer wieder Querverweise zu anderen Büchern gibt, bleibt zwar noch abzuwarten, aber das Talent zum Geschichtenerzählen hat er in jedem Fall.

Für mich war "Blind" ein kleines Highlight aus der Horror-Ecke: Gänsehaut garantiert.
 


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