Max Pechmann
Rauhnacht
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»Rauhnacht« von Max Pechmann
Titus Hardt flüchtet kurz vor Weihnachten zu seinem Freund Gregor in das einsame Örtchen Tiefenfall in den Alpen. Seit der Trennung von seiner Muse leidet Titus unter einer Schreibblockade, die sich in der Abgeschiedenheit legen soll. Doch schnell zeigt sich, dass Tiefenfall ein mehr als schreckliches Geheimnis birgt: Alle dreißig Jahre wird der kleine Ort von der Wilden Jagd heimgesucht. Und diesmal wird es besonders schlimm, denn selbst die geheiligten Blockaden können die Bestien nicht aufhalten. Als die Urhexen dann auch noch aus ihrer Verbannung erlöst werden, nimmt das unaussprechliche Grauen seinen Lauf.
Das Cover ist in schwarz weiß gehalten; ein einsamer Wald, in dessen Mitte eine Hexe prangt. Das Bild spricht von Panik, Angst und Grauen und war zusammen mit dem Klapptext der Grund, warum ich zu diesem Buch gegriffen habe.
Schon nach den ersten paar Seiten schaffte Max Pechmann es, mir eine Gänsehaut zu verursachen, die schnell in Angst umschlug. Mit atemloser Spannung und nacktem Grauen riss er mich förmlich in sein Buch hinein und ließ mich einfach nicht mehr aus dessen Klauen. Durch die Vermischung uralter Bräuche und der Realität, wirkt das Buch unglaublich authentisch und jagte mir einen Schauer nach dem nächsten über den Rücken. Meine Phantasie fuhr Achterbahn, dank der hervorragend Beschreibung des Autors. Der Schnee, die Kälte, die Abgeschiedenheit Tiefenfalls und die merkwürdigen Vorgänge verursachten ein sehr mulmiges Gefühl. Ich konnte mir durchaus vorstellen, wie sich das Unheil langsam aber sicher zusammen braut, wie eine Lawine an Schwung gewinnt und unaufhaltsam näher rauscht. Und aus der Vorstellung wurde schnell Realität, denn Pechmann bauschte die Spannung mehr und mehr auf. Nicht nur das Mystische nahm an Kraft zu, auch die Stimmung der Menschen peitschte sich auf, so dass bald nicht mehr ersichtlich war, wer Freund und wer Feind ist. Ein Vorfall reihte sich an den nächsten und die Riege der ungewöhnlichen Wesen riss einfach nicht ab.
Ich gebe zu, dass ich mich durch dieses Buch verleiten ließ, die Wilde Jagd und deren Erscheinungsformen ausgiebig im Internet zu recherchieren. Der Autor hat wirklich ganze Arbeit geleistet und sich sehr nah an den Überlieferungen gehalten. Mit den dazugehörenden Bildern aus dem Internet, die ich im Hinterkopf abgespeichert hatte, vermischte sich Phantasie und Wirklichkeit mehr und mehr.
Merkwürdigerweise flachte diese sensationelle Spannung immer mehr ab, was ich nicht verstehen konnte. So stark und kraftvoll wie dieses Buch begonnen hatte, habe ich ganz fest damit gerechnet, dass es auch grandios zu Ende gehen würde.
Neben der ausgeprägten Handlung hatten die Protagonisten nur wenig Raum, um sich zu entfalten. Gestört hat mich dies nicht wirklich, aber ich wäre doch gerne eine Beziehung zu irgendjemanden eingegangen, um den Vorgängen noch besser folgen zu können. Oft verwechselte ich sogar Personen und war dann erstaunt über ihr Tun.
Am besten gelungen war in meinen Augen Pfarrer Walter Dorn. Er glaubt an das Göttliche und so war es nur ein kleiner Schritt für ihn, auch an das Übernatürliche zu glauben. Ich will nicht sagen, dass er eine Randfigur ist, aber ganz im Mittelpunkt steht er auch nicht. Zudem habe ich das Gefühl, dass sich die Wertigkeit der Protagonisten im Buch wandelt. Von der unscheinbaren Randfigur, hin zum Helden oder umgekehrt.
Mein Fazit
Ein absolut tolles Buch, welches ich gerne weiterempfehle.