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Michael Farris Smith

Nach dem Sturm

  • Autor:Michael Farris Smith
  • Titel: Nach dem Sturm
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:13 Januar 2014
  • Preis:9,99 EUR

 
»Nach dem Sturm« von Michael Farris Smith


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(3)

 
 
Die Welt ist untergegangen. Stürme, Überschwemmungen und andere Wetterkapriolen verwüsten Land. Die Natur erobert mit Gewalt das zurück, was wir Menschen ihr genommen haben. Die Menschen in Amerika ziehen eine Linie, hinter der Leben noch möglich ist. Die anderen Gebiete werden aufgegeben. Doch einige harren dort aus: Mörder, Verrückte, Kriminelle, Glücksjäger und welche, die sich nicht von ihrer Heimat trennen können. Unter ihnen Cohen, der sein Haus nicht verlassen kann, weil die Erinnerung an seine tote Frau und ihr gemeinsames Kind ihn an den Ort binden. Eines Tages wird er überfallen und verliert auch noch den Rest seiner Habe. Ihm gelingt es, seine Erinnerungsstücke zurück zu erobern und gleichzeitig Frauen und Kinder aus der Herrschaft eines Wahnsinnigen zu befreien. Gemeinsam wollen sie einen Neunanfang hinter der Linie wagen.

Das Cover ist in schwarz gehalten. Die Erde treibt in dieser Schwärze, aus dem All drohen Blitze und Stürme, unseren Planeten zu vernichten. Auf der einen Seite ist das Bild jenseits aller Wahrscheinlichkeit, da im Weltall keine Stürme entstehen können, aber auf der anderen Seite gefällt es mir ausgesprochen gut. Die Welt ist zerbrechlich und steht am Rande des Abgrunds. Dies vermittelt das Bild. Hoffnungslosigkeit, aber nicht das endgültige Ende.

Michael Farris Smith zeichnet ein zerstörerisches, gewaltätiges Bild. Mit sehr anschaulichen und intensiven Worten schildert er den Untergang des Lebens auf der Erde. Ständige Dunkelheit, unaufhörlicher Regen und gewaltige Stürme halten die Welt im Klammergriff. Die Atmosphäre wirkt bedrückend und beklemmend, trotz der grenzenlosen Weite Amerikas. Smith schreibt in zwei unterschiedlichen Stilen. Zum einen schildert er das Leben im Hier und Jetzt, welches grenzenlos spannend ist und mich packte. Dies vermischt er mit Rückblicken in die Zeit vor den Stürmen, was sehr zäh und langatmig geraten ist. Es scheint fast so, als würde er sich selber ausbremsen und im Weg stehen, was ich mehr als schade fand, da er es einmalig gut versteht, Spannung aufzubauen, diese aber ins Leere läuft. Zudem hätte ich mir eine wesentlich deutlichere Ausarbeitung der Anfänge der Katastrophen gewünscht, warum alles so gekommen ist, wie es jetzt ist. Viele Fragen bleiben offen und nicht jede Handlung war für mich nachvollziehbar, da es zu sehr ins Abstruse abdriftete. Ganz verwirrt haben mich die Schatzjäger, die auf der Suche nach Bargeld die Umgebung von Spielcasinos umgraben, in der Hoffnung, dort auf vergrabene Geldtransporter zu treffen. Zeit, einen Transporter zu vergraben gab es, aber nicht, um diesen wegzufahren? Dies ist nur ein Beispiel für einige solcher für mich offenen Begebenheiten, die ich mir nicht erklären konnte. Prinzipiell finde ich es gut, wenn ein Autor seinen Lesern nicht alles vorkaut, sondern sie zum Mitdenken anregt, aber hier führte dies bei mir eher zu Verwirrung. Ich lasse mich gerne in einem Buch treiben, was hier leider misslang, da ich oft zurück blättern musste um festzustellen, worum es gerade ging.

Ich hatte mit einem packenden Endzeit-Thriller gerechnet und wurde enttäuscht. Michael Farris Smith setzt in seinem Buch eher auf die inneren Eindrücke seiner Protagonisten und wie sie mit der Situation umgehen; dies eindringlich und deutlich und Stellenweise auch nachvollziehbar. Statt Gewalt geht es eher um die innere Reise eines Menschen, der alles verloren hat und trotzdem nicht aufgeben möchte. Viele schließen mit ihrem Leben ab, geben auf oder fliehen, aber nicht Cohen, der eisern in seinem Haus ausharrt. Solange, bis er auch das Letzte verliert. Als einsamer Rächer macht er sich auf die Suche nach seinem Besitzt und entdeckt eine Gruppe Frauen, die von einem Wahnsinnigen gefangen gehalten werden. Aggie sieht sich als Priester, als neuer Noah, der von Gott ausersehen ist, ein neues Menschengeschlecht zu gründen. Der Gedankenansatz liegt nahe, denn auch ich assoziiere eine neue Sintflut durch Smiths Schilderungen, aber leider war es nur schwach ausgearbeitet und mir ist bis jetzt nicht ganz klar, warum die Frauen nicht geflohen sind. Denn als sie sich Cohen anschließen, entwickeln sie ein innere Stärke, die ich zuvor vermisst habe. Der innere Kampf der Protagonisten wird im Ansatz sehr stark geschildert, so dass ich ein enges Verhältnis zu ihnen aufbauen konnte, dies verlor sich allerdings wieder und die leise verknüpfte Bindung löste sich wieder.

Mein Fazit

Ein etwas anderer Endzeit-Thriller der mehr auf die innere Einstellung abzielt, als auf Action geladene Szenen.
 


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