Tanja Heitmann Schattenschwingen 3
Zeit der Geheimnisse
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»Zeit der Geheimnisse« (Schattenschwingen 3) von Tanja Heitmann
Der Schatten ist besiegt, Mila und Sam können endlich zusammen und glücklich sein. Ihr zuliebe trennt er sich radikal von der Sphäre und seinen Freunden ab. Er selbst wurde beim Kampf mit dem Schatten verletzt, seine Aura ist fast erloschen und auch seine Freunde sind schwer angeschlagen. Er verheimlicht Mila, dass er immer noch mit ihnen in Kontakt ist, und auch Mila hat Geheimnisse: sie träumt immer noch vom Schatten, doch der ist endgültig besiegt- oder?
Die Autorin
Tanja Heitmann (*1975) ist eine deutsche Fantasyautorin, die bislang (Stand Juni 2012) 11 Romane veröffentlichte. Ihr Debütroman Morgenrot erschien 2008 bei Heyne. Sie arbeitet als Literaturagentin.
Die Serie
VORSICHT SPOILER!
Schattenschwingen erschien 2010, Schattenschwingen 2: Die dunkle Seite der Liebe 2011 und Schattenschwingen 3: Zeit der Geheimnisse 2012, alle bei cbt.
In Schattenschwingen verliebt sich die künstlerisch begabte Mila in den von seinem Vater misshandelten Jungen Sam, der auch alle anderen Teenager um sich herum in seinen Bann zieht. Die beiden beginnen eine Beziehung, doch eines Nachts geht sein Vater zu weit und verletzt ihn schwer, weshalb Sam ins Meer fällt. Alle glauben, er sei ertrunken, doch Sam hat im Meer seine Pforte zur Sphäre gefunden, eine unheimliche schwarzweiße Welt, die von den Schattenschwingen, engelsgleichen Wesen, bewohnt wird. Sam ist einer von ihnen und will doch nicht von der Menschenwelt und besonders von Mila lassen.
In "Die dunkle Seite der Liebe " schafft es Sam sich zwar gegen die anderen Schattenschwingen durchzusetzen, doch der größte Feind der Sphäre, der Schatten, kann sich aus seinem Gefängnis befreien und will sowohl die Sphäre als auch die Menschenwelt erobern. Dazu braucht er Sam und Mila.
Rezension
Schon am Ende von Band 2 war klar, dass man noch etwas vom Schatten hören würde. Sam und Mila zeigen beide eine erstaunliche Ignoranz: Sam weiß, dass er schwer verwundet wurde und seine Aura wichtig ist, aber es interessiert ihn kaum. Mila weiß von der Pforte des Schattens und seiner Gefährlichkeit und sagt trotzdem niemanden, dass sie immer noch Alpträume von ihm hat. In Band 2 riskieren sie ihr Leben, um Gewissheit über das Schicksal des Schattens zu haben, in Band 3 wollen sie den Gedanken nicht mal zulassen, dass er es überstanden haben könnte. Ein solches Verhalten ist nicht nur unlogisch, sondern schlicht und ergreifend dämlich und ich finde es immer ein wenig schade, wenn Schriftsteller solche Kniffe brauchen um ihre Handlung voranzutreiben (nach dem Motto "sie wusste ja selbst nicht warum sie nichts sagte... es war so ein Gefühl").
Das "große Finale" lässt erstaunlich lange auf sich warten, was ich aber eher als Vorteil empfand. Schattenschwingen hatte auch in den vorherigen Bänden rasante Actionszenen, punktete aber auch mit vielen ausdrucksstarken Szenen und Beschreibungen. Sam und Mila versuchen sich wieder ins geregelte Leben einzufinden und werden dabei gut geschildert. Man erfährt auch noch ein bisschen Neues über Kastor und die anderen Schattenschwingen. Sam hat eine Art Bann gebrochen: plötzlich wollen die meisten der jüngeren Schattenschwingen beide Welten besuchen können, doch es steckt noch wesentlich mehr dahinter.
Ein guter Teil der Geschichte spielt wieder in der Sphäre, die noch einmal an Komplexität zunimmt. Schattenschwingen haben dort gewaltige schöpferische Möglichkeiten. Etwas seltsam, warum keiner der jüngeren Schattenschwingen jemals herumexperimentiert hat. Alle waren in der Sphäre mehr oder minder zufrieden, wollten nichts mehr mit den Menschen zu tun haben und eine einzige Schattenschwinge schafft es plötzlich, sie aufzuwiegeln und in den Kampf zu führen. Anstatt dass die älteren Schattenschwingen auch nur versuchen zu erklären, was los ist, wird sich lieber geprügelt und gegenseitig abgeschlachtet.
Trotz einiger Schwächen war ich vom Ende insgesamt allerdings positiv überrascht. Viele Fantasy-Jugendbücher enden sehr stereotyp. In diesem Fall ist das Ende wie auch im wirklichen Leben bittersüß. Sowohl Sam als auch Mila haben gewaltige Veränderungen durchgemacht, die sich natürlich auch auf ihren Charakter auswirken. Als Freund von Happy Ends war ich anfangs etwas enttäuscht, doch nach mehrfachen "Drüber-Schlafen" denke ich, dass es gar nicht anders enden konnte.
Insgesamt hat mir die Reihe gut gefallen. Es gibt keine reinen schwarz/weiß-Charaktere, sogar die Bösewichter und vermeintlichen Feinde können sich ändern oder es wird nachvollziehbar, warum sie so und nicht anders gehandelt haben. Der Schreibstil ist teilweise sehr poetisch. Der Gegensatz zwischen der monochromen Sphäre und Sams Gefühlen dort und den Abstechern in die Menschenwelt ist gut dargestellt, man kann beide Welten durch Sams und Milas Augen sehen.
Fazit
Gelungener Abschluss mit ein paar Handlungsschwächen, aber überraschendem und glaubwürdigen Ende. Für Freunde von etwas nachdenklicheren Liebesgeschichten. Ich gebe 4 von 5 Sternen.