Thomas Finn
Schwarze Tränen
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»Schwarze Tränen« von Thomas Finn
Lukas Faust, seines Zeichens als Straßenkünstler „tätig“, folgt seiner Exfreundin Sylvia nach Staufen, nachdem sie ihn beklaut hat. Als er bei einem Hütchenspiel beim Betrügen erwischt wird, muss er flüchten – unerwartete Hilfe bekommt er ausgerechnet von Sylvia. Zuflucht findet er in einem Hotel – doch die vermeintliche Sicherheit von ebendiesem ist ein Trugschluss. In genau diesem Zimmer soll vor 500 Jahren der berühmt-berüchtigte Dr. Faust sein Leben gelassen haben und dieser will wiederkehren: Mit Hilfe von Höllenmächten und seines Nachfahren Lukas. Und genau hier bricht dann das Chaos aus. Sylvia entpuppt sich als ein aus der Hölle gesandter Sukkubus, der Zauberer Agrippa von Nettesheim rettet Lukas vor ihr, will aber Dr. Fausts Zauberbuch in seinen Besitz bringen. Und durch einen dummen Zufall beschwört Lukas Mephisto selbst – der allerdings in Gestalt eines schwarzen Pudels auftaucht. Auf der Flucht vor Zauberern und Dämonen trifft Lukas auf Abraham von Worms und die Hexe Millepertia, muss in Dresden Diamanten stehlen und mehr als einmal um sein Leben bangen.
Thomas Finn verknüpft mit „Schwarze Tränen“ Fiktion mit Sagen, erfundene Personen mit historischen Persönlichkeiten, Spannung und Witz – eigentlich eine rundum gelungene Mischung. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und auch Anspielungen auf moderne Filme sind passend eingearbeitet. Nebenbei gibt es auch noch ein wenig „Nachhilfe“ in Sachen deutsche Sagen und Erzählungen: Die Nibelungensage sowie Kriemhilds Rosengarten finden Erwähnung, auch über die Geschichte des „Grünen Dresden“ kann man etwas erfahren.
Die Charaktere konnten mich allerdings nicht wirklich überzeugen. Lukas Faust wirkt auf den ersten Blick wie ein Tagträumer: Studium abgebrochen, kein Job, hält sich mit Gaunereien über Wasser. Er ist nicht unsympathisch, aber bleibt leider im Buch eher flach. Agrippa von Nettesheim, deutscher Gelehrter, der sich Magie und Religion auseinander gesetzt hat, ist ein zweiter Dorian Gray und kommt nicht sonderlich sympathisch daher. Abraham von Worms ist ein eher grantiger Zauberer, der sich der Hexe Millepertia angenommen hat. Zwischen ihr und Lukas entspinnen sich feine Gefühle. Highlight der Charaktere war eindeutig Mephisto. Trickreich und verschlagen, immer versucht, für sich einen Vorteil herauszuschlagen und dann mit seinem eindeutig hündischen Verhalten für Peinlichkeiten sorgend, habe ich mich über ihn am meisten amüsiert.
Die ganze Geschichte ist rasant erzählt, eine wilde Jagd quer durchs Land beginnt und es gibt einige unerwartete Wendungen. Auch die Spannung wird von Anfang bis zum Ende gehalten, gewürzt mit Überraschungen. Auch die Verknüpfung der Sagen in die Geschichte mochte ich sehr gerne, doch trotzdem hat mich das Buch – leider – nicht endgültig fesseln können. Vielleicht war es einfach zu viel Geschichte in der Geschichte, aber ich hatte stellenweise das Gefühl, dass sich das Buch endlos zieht.
Fazit :
Tolle Mischung und eine tolle Grundidee. Hierfür gibt es von mir eindeutig eine Leseempfehlung. Dass mich das Buch nicht endgültig überzeugen konnte, liegt eindeutig weder am Autor noch am Schreibstil, sondern an dem oben erwähnten „zu viel“.
Das Cover übrigens schaut in echt noch besser aus als auf dem Foto!!