Benford, Gregory
Das Rennen zum Mars
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»Das Rennen zum Mars« von Benford, Gregory
Die Saturn V Rakete steigt majestätisch auf. Ziel: Der Mars!
Alles verläuft planmäßig. Dann plötzlich, ein gelber Feuerball. Eine Explosion zerriss die Zuleitungen über den Düsen. Es war ein GAU, der größte anzunehmende Unfall. Sechs Astronauten sterben in der Flammenhölle. Mit ihnen stirbt das Mars-Projekt. Eine weitere bemannte Mission zum Mars ist für die NASA unerschwinglich. Stattdessen wird ein Preisgeld ausgesetzt für denjenigen, dem es gelingt, als Erstem die Oberfläche des Roten Planeten zu erreichen und mit Geologischen Proben zur Erde zurückzukehren.
Nun schlägt die Stunde des amerikanischen Unternehmers John Axelrod. Er stellt ein vierköpfiges Team zusammen, das aus den besten Astronauten besteht. Werbeverträge und TV-Übertragungsrechte werden im Vorfeld abgeschlossen und sichern somit die Finanzierung dieses unglaublichen Projekts. Das ganze entwickelt sich zu einer Megashow, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Alles läuft nach Plan, bis plötzlich unerwartete Konkurrenz auftaucht. Ein europäisches – chinesisches Konsortium startet ebenfalls ein Schiff.
Das Rennen zum Mars beginnt.
Gregory Benford, 1941 in Alabama geboren, hat sich nicht nur als Science Fiction-Autor einen Namen gemacht, sondern ist auch renommierter Physikprofessor und Berater der US-Regierung in Sachen Raumfahrt und Energieversorgung. Schon 1980 machte er mit dem Roman „Zeitschaft“ auf sich aufmerksam. Auch sein Roman „Cosm(1998)", dürfte SF-Fans in der ganzen Welt ein Begriff sein. Zwischen 1977 und 1995 schuf er den sechsbändigen „Contact-Zyklus“, der wohl zu seinen erfolgreichsten Werken zählt.
Gregory Benford hat zweifellos der naturwissenschaftlich orientierten „Hard-SF“ einen neuen Stellenwert verschafft. Ein Garant für anspruchsvolle Science Fiction.
„Das Rennen zum Mars“ erschien 1999 unter dem Titel, „The Martian Race“, als amerikanische Originalausgabe. Die deutsche Übersetzung stammt von Martin Gilbert (Heyne Verlag).
500 Seiten verteilt auf fünf Kapitel. Es bedarf schon einiger Ausdauer und Geduld, bis man sich in die Handlung eingelesen hat. Im ersten Teil wechselt die Handlung ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Heißt, vor dem Start der Mars-Mission und nach der Landung auf dem roten Planeten bzw. vor dem Rückflug zur Erde. Der Übergang zum zweiten Teil erfolgt fließend und zugleich dramatisch. Erst jetzt beginnt sich ein Spannungsbogen aufzubauen, langsam und gemächlich. Eine „Durststrecke“ gibt es jedoch nie wirklich. Zwar muss der Leser sich mit allerlei chemischen und physikalischen Abläufen auf dem Mars auseinander setzen, wird aber letztlich vor zuviel wissenschaftlichen BlaBla verschont.Benford versteht es, auch komplizierte naturwissenschaftliche Phänomene verständlich rüberzubringen. Intellektueller Anspruch ist gegeben, wirkt aber nie erdrückend oder überzogen, wie es zum Beispiel bei einem Iain Banks oft der Fall ist. Der Mars wird zum strengen Lehrmeister und macht dem Leser bewusst, welche Fürsorge doch Mutter Erde den Menschen angedeihen lässt, ohne das die es überhaupt bemerken. Soviel zum „Bildungseffekt“ des Romans.
Wie aber sieht es mit dem reinen Unterhaltungswert aus? Kommt der Lesespaß nicht zu kurz? Nun, als Strandlecktüre ist dieser Roman sicher nicht zu empfehlen. Wer auf geballte Action hofft, wird enttäuscht. Dafür bietet die Story aber ein hohes Maß an Dramatik, erzeugt eine ganz eigene Art von Spannung die den Leser fesselt. Euphorie und Forscherdrang, teilt der Leser mit den „Mars-Pionieren“ ebenso, wie Enttäuschungen und Ängste. Gregory Benford ist ein hervorragender Erzähler, dem es auf beeindruckender Weise gelingt, den Leser auf dem schmalen Grad zwischen hohem Anspruch und entspannender Unterhaltung wandeln zu lassen.
Ein Vergleich zu Ben Bovas Rückkehr zum Mars (siehe Rezension) bietet sich an. (Ebenfalls 1999 im Heyne-Verlag erschienen) Beide Romane zeigen viele Gemeinsamkeiten, wobei ich Ben Bovas Werk leicht favorisiere. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Am besten, man liest beide. Bereuen wird man es sicher nicht.
Fazit: Wer mehr „Science“ statt „Fiction“ mag, für den ist dieses Buch genau das richtige. Wissenschaftliche Fakten und Thesen sowie visionäre Fiction bilden eine Symbiose, die dem Leser einen glaubwürdigen Blick in die (nahe?) Zukunft gewährt.
Autoren wie Gregory Benford bewirken, dass der Mars nicht mehr ein bloßes Licht am Himmel ist, sondern ein Ziel.
7 Punkte für diesen rasanten Trip zum Mars.