Will Hill
Department 19 - Die Mission
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»Department 19 - Die Mission« von Will Hill
Der Einstieg ins Buch ist rasant:
An einem bisher normalen Tag kehrt Jamies Vater von der Arbeit zurück, und mit ihm kommen seltsame, bedrohliche Wesen, die Jamie und seine Eltern angreifen. Als ein Sondereinsatzkommando auf den Plan tritt, scheint die Familie gerettet, doch dann erschießen sie Jamies Vater, weil er bewaffnet ist.
Zwei Jahre später ist Jamie ein frustrierter Teenager. Es hat sich herausgestellt, dass sein Vater ein Verräter war und Jamie wird deswegen immer wieder von seinem Umfeld drangsaliert, daran konnten auch mehrere Umzüge nichts ändern. Doch dann treten wieder übernatürliche Wesen in sein Leben - Vampire! Er wird von derselben Behörde gerettet, die seinen Vater ausgeschaltet hat und kommt so in Kontakt mit dem streng geheimen Department 19 - zuständig für übernatürliche Wesen. Doch für seine Mutter kam die Hilfe zu spät, sie ist in der Gewalt eines uralten, brandgefährlichen Vampirs und Jamie kennt nur noch ein Ziel: Er muss seine Mutter retten!
Die Leseprobe zu diesem Buch fand ich wirklich umwerfend: Von der ersten Seite an war die Geschichte mitreißend, ich war sofort mittendrin und fand es superspannend. Umso größer war die Freude, als ich für die Leserunde vom Lübbe-Verlag ausgewählt wurde und das Buch schon vor dem offiziellen Erscheinungstermin in Manuskriptform lesen durfte.
Ich freute mich auf klassische, böse, blutrünstige Vampire, die mit Kuscheln nichts im Sinn haben und auf bekannte Figuren der klassischen Literatur, wie Frankenstein, Dracula und van Helsing.
In etwa das erste Viertel des Buches hat auch all diese Versprechen gehalten. Van Helsings Geschichte wird in Rückblenden erzählt, die Seiten dazu sind "auf alt getrimmt", es kommt wirklich das Gefühl auf, als würde man in einem sehr alten Buch blättern, was mir unheimlich gut gefallen hat. Im Laufe der Geschichte fand ich die Ausflüge in die Vergangenheit sogar besser als die eigentliche Haupthandlung.
Der Strang rund um Jamie und Department 19 hat sich leider nicht so entwickelt, wie ich es erwartet hatte: Jamies Wandlung von einem Jungen, der von Schulhofschlägern bedroht wird und versucht, jeder Konfrontation aus dem Weg zu gehen, zu einem abgebrühten Vampirjäger mit Führungsqualitäten ging viel zu schnell und war für mich einfach nicht glaubwürdig. Auch Nebenfiguren wie Frankenstein oder die Mitarbeiter des Departments verhalten sich leider häufig wenig nachvollziehbar.
Die Rettungsaktion rund um Jamies Mutter lief an manchen Stellen zu glatt, an anderen zögerte der Autor das Fortschreiten der Handlung für meinen Geschmack künstlich hinaus, in dem er seinen Figuren ein Brett vor den Kopf genagelt hat.
Zudem wurde eine Mensch-Vampir-Liebesgeschichte eingebaut, die meiner Meinung nach überflüssig und auch völlig unpassend war, und die bei mir den Eindruck hinterließ, dass der gegenwärtige Vampir-Romantik-Hype einfach noch mitgenommen werden sollte. Sie passte einfach nicht zu dem klassischen Vampirbild, das der Klappentext dem Leser versprochen hatte - schade!
Auch der Plot ist für erwachsene Leser einfach nicht raffiniert genug, einige Entwicklungen der Geschichte waren fast von Anfang an vorherzusehen, der Autor konnte mich leider weder überraschen noch mit einer unerwarteten Wendung verblüffen. Selbst für ältere Jugendliche ist die Geschichte meiner Meinung nach zu einfach gestrickt. Für Jüngere ist das Buch dann allerdings wohl deswegen weniger geeignet, weil einige Stellen doch sehr blutig geschildert sind (leider greift der Autor in diesen Szenen sehr monoton immer wieder zu denselben Bildern: ständig werden Kehlen herausgerissen und Vampire explodieren und lassen blutige Gewebebrocken herabregnen...). Mir ist wirklich nicht ganz klar, welche Zielgruppe Will Hill mit Department 19 im Visier hatte.
Insgesamt konnte das Buch mich leider nicht überzeugen, vielleicht waren aber auch meine Erwartungen zu hoch. Es ließ sich zwar schnell weglesen und dem Leser wurde auch Spannung geboten, aber viele gute Ansätze wurden verschenkt. Für den guten Einstieg und den ambitionierten Versuch Figuren wie Frankenstein und van Helsing neues Leben einzuhauchen, gebe ich zweieinhalb Sterne - mehr ist leider nicht drin.