Edmond Hamilton Captain Future 4
Der Triumph
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»Der Triumph« (Captain Future 4) von Edmond Hamilton
Überall im heimischen Sonnensystem werden alte Menschen mit Hilfe einer Wunderdroge, Lebenswasser genannt, wieder jung und vital. Die Nachricht, die ja eigentlich zum Jubeln Anlass geben sollte, wird von Seiten der Erdregierung jedoch sehr skeptisch aufgenommen. Was den Neu-Jugendlichen nämlich vor der ersten Einnahme dieser Wunderdroge verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass sie fortan auf dieses Lebenswasser angewiesen sind. Denn der Effekt ist nur von kurzer Dauer. Wird innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens nicht ein weiterer Trunk des Lebenswassers eingenommen, beginnt ein rapider Alterungsprozess, der den Betroffenen innerhalb von Minuten altern und sterben lässt. Wer also weiterhin am Leben bleiben möchte, wird für einen neuen Schluck der Droge ordentlich zur Kasse gebeten. Aber irgendwann, ist auch der größte Reichtum einmal verbraucht.
Da die Erdregierung dem Anbieter dieser Wunderdroge, bekannt als der Lebensherr, Einhalt gebieten möchte, aber nicht weiß wo dieser seinen Stützpunkt hat, wird Captain Future und sein Team der Futuremen auf den Fall angesetzt.
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Es ist immer wieder erstaunlich, welche Gefahrenszenarien Edmond Hamilton sich für seine Captain Future Reihe ausdenkt. Da das Spielfeld strikt auf das heimische Sonnensystem begrenzt bleibt und sich die Fälle natürlich nicht wiederholen dürfen, ist die Auswahl nicht unbedingt so groß. Wie auch in den drei vorhergegangenen Büchern der Reihe tritt zwar genau wieder ein Bösewicht, der die Ordnung des Sonnensystem zu sprengen droht, auf den Plan, jedoch ist die Art der Bedrohung immer eine gänzlich andere als die vorherige. Und dieses Lebenswasser, das einem die Jungend zurückgibt, ist eine ganz perfide Bedrohung. Denn hier wird nicht mit den Ängsten der Menschen gespielt (wie in den ersten drei Bänden), sondern schlichtweg mit der Gier der Menschen, der Gier nach der ewigen Jugend. Denn wie wusste schon der griechische Philosoph Epikur von Samos zu berichten: „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“
Kein Wunder also, dass der Lebensherr in den Reichen und Schönen des Sonnensystems seine willfährigen Opfer findet. Ein Leben in Saus und Braus ist ihnen nicht genug, es muss noch ein zweites her. Die Bedenken und Warnungen der Regierung werden von den Opfern nicht beachtet und in den Wind geschlagen. Statt dessen glaubt man den Versprechungen derer, die an ihnen selbst verdienen. Die Strafe jedoch folgt auf dem Fuße. Kann man Mitleid mit den Opfern haben? Oder ist der Wunsch nach der Jugend wirklich in jedem Menschen so stark vorhanden, dass man sich bedenkenlos windigen Leuten anvertraut? Würden wir auch das Lebenswasser trinken? Wer weiß.
Eine weitere Frage, die sich mir im Lauf der Geschichte immer wieder aufgedrängt hat, ist, welcher Straftat sich der Lebensherr eigentlich genau schuldig gemacht hat. Auch wenn das Lebenswasser vornehmlich zwar eine Droge ist, das ist Tabak und Alkohol jedoch auch, so wird niemand gezwungen diese zu konsumieren. Alle Personen machen das freiwillig. Das der Lebensherr die mit der Zeit abflauende Wirkung verschweigt ist auch nicht strafbar. Genauso wie der Umstand, dass der Preis für die nächsten Schlucke immens teurer wird. Das ist zwar ziemlich fies, zeugt aber nur von einem guten Geschäftssinn. Wenn man also bedenkt, dass allein in Deutschland pro Jahr über 100.000 Mensch an den Folgen des Rauchens sterben, und die Bundesregierung durch Steuern noch ordentlich dabei verdient, so ist das Lebenswasser nicht mal halb so tödlich wie Nikotin. Worin also liegt die Schuld die der Lebensherr auf sich geladen hat?
Die Geschichte, die sich von der Inhaltsbeschreibung her eigentlich recht unspektakulär liest, hat es aber dennoch gehörig in sich. Der Trend der sich für mich abzeichnet, nämlich das die Geschichten von Buch zu Buch besser werden, setzt sich auch hier fort. Der Triumph (OT: The Triumph of Captain Future) ist das vierte und für mich auch das bisher beste und unterhaltsamste Abenteuer. Es ist so schrecklich angenehm bodenständig, kein wildes Geballer und kein ewiges Rumgespringe im Sonnensystem von Planet zu Planet.
Der Triumph ist vielmehr ein lupenreiner Kriminalroman (mit SF Einschlag), in dem Captain Future in bester Hercule Poirot Manier alle Verdächtigen in einem Raum (bei Poirot war es der Speisewagen im Orient-Express) versammelt, verhört und dann seine Schlüsse zieht. Eine Vorgehensweise, die immer wieder bei ihm anzutreffen ist. Als Leser bietet das einem die Möglichkeit, selber Schlüsse zu ziehen und dann zu verfolgen, in wie weit diese im weiteren Verlauf der Story zutreffen. Das kann mitunter sehr spannend sein. Immer wieder schön zu lesen, wenn Hamilton einen geheimnisvollen Ort nach dem andren aus dem Hut zaubert. Auch wenn die Vorstellungen über den Saturn natürlich hanebüchen sind (die Gravitation auf den Planeten lässt Hamilton ja generell außen vor), so sind sie aber dennoch phantastisch und einzigartig. So etwas nennt man den Sense of wonder, der in vielen heutigen SF Geschichten leider oftmals zu kurz kommt.
Inhaltlich gibt es zwar auch wieder etwas auszusetzen (bei welchem Buch ist das aber nicht der Fall), allerdings nichts, was sich störend auf die Geschichte auswirkt. Was jedoch für mich unverständlich bleibt ist, warum sich alle Beteiligten (Otho und Joan) immer verkleiden und sich auf „alt“ trimmen lassen (damit sie als potentielle Opfer Kontakt zu dem Lebenswassersyndikat aufnehmen können), wenn sie doch jedesmal wieder enttarnt werden und so in Gefahr geraten. Es wäre sinnvoller gewesen, einen älteren Mitarbeiter der Planetenpolizei, der sich eben nicht erst auf „alt“ trimmen lassen muss, bei dem Syndikat einzuschmuggeln. So hätte man auch mal einen neuen Charakter, neben den bereits bekannten, einfügen können. Aber offensichtlich ist die Captain Future Reihe wirklich eine Ein-Mann-Show. Die müßige Frage warum Simon Wright immer noch keinen eigenen Körper hat, sondern als Kasten von den anderen rumgetragen werden muss, will ich erst gar nicht stellen. Man ist zwar in der Lage einen künstlichen und einen robotischen Körper zu fertigen, aber der gute Simon ist immer noch, mehr oder weniger, eine Art Gepäckstück. Mir unverständlich.
Der Anhang zum Buch ist 1:1 dem Originalmagazin entnommen. Dem Saturn, dem Haupthandlungsort dieser Geschichte, ist darin ein großer Abschnitt gewidmet. So kann man die Wege und Aufenthaltsorte der Futuremen jederzeit nachvollziehen. Nähere und ausführlichere Informationen gibt es diesmal zu Simon Wright, dem Gehirn. Was natürlich auch nicht fehlen darf, sind die zahlreichen Leserbriefe aus der damaligen Zeit. Irgendwie lustig, mit welchen Problemen, Fragen und Anregungen die Leser sich damals auseinandergesetzt haben. Man kann aber immer wieder die Liebe zur Serie aus allen Briefen herauslesen. Captain Future scheint damals wirklich eines DER Magazine gewesen zu sein.
Fazit:
Auch das vierte Abenteuer der Futuremen ist wieder spannend und abwechslungsreich. Wer auf die alten SF Geschichten steht und Abwechslung braucht, ist mit Der Triumph sicherlich sehr gut bedient. Daumen hoch.