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James S. A. Corey

Abaddons Tor

  • Autor:James S. A. Corey
  • Titel: Abaddons Tor
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:10 Februar 2014
  • Preis:14,99 EUR

 
»Abaddons Tor« von James S. A. Corey


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4)

 
 
Nachdem das Protomolekül seinen Vernichtungsfeldzug quer durch das Sonnensystem fortgesetzt hat, entdecken die Menschen in der Nähe des Uranus ein Portal – eine Art Wurmloch, das einen Ausblick in eine sternenlose Dunkelheit gewährt. Die drei unterschiedlichen menschlichen Fraktionen, Erde, Mars und Gürtler, vermuten hinter dem Portal das Heimatsystem der Protomolekülerschaffer und senden jeweils eine Reihe von Schiffen in Richtung Uranus. Eines dieser Schiffe ist die Rosinante mit Jim Holden und seiner Besatzung an Bord.

Durch eine Verschwörung gerät Holden in arge Bedrängnis und muss, um nicht vernichtet zu werden, mit seinem Schiff den Sprung durch das Portal wagen. Da man an Bord der Erd-, Mars- und Gürtlerschiffe Holden nicht aus den Augen lassen möchte, folgt man ihm notgedrungen durch das Portal. Auf „der anderen Seite“ angekommen, stellt man schnell fest, dass manche physikalischen Gegebenheiten nicht mehr gelten. Die Schiffe stranden in einer Zone, in denen sie sich nicht schneller als mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegen können. Die Obergrenze dieser Geschwindigkeit scheint von einer Raumstation, einer massiven Kugel aus Metall und einem Durchmesser von fünf Kilometern, vorgegeben zu werden.

Um zu verhindern das die Erschaffer des Protomoleküls möglicherweise durch das Portal in unser Universum gelangen, wollen Teile der Streitkräfte die Station und somit das Portal vernichten, auch wenn sie sich dadurch selbst der Möglichkeit zur Rückkehr berauben. Nur Holden erkennt, dass die Vernichtung der Station auch die Vernichtung unseres Sonnensystem zur Folge haben würde, denn ganz so wehrlos wie man glaubt, ist die Station beleibe nicht.

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Wenn ich nicht wüsste, dass die von James Corey ursprünglich auf drei Bände ausgelegte Reihe The Expanse um weitere Bücher erweitert worden wäre, hätte mich dieser vermeintliche Abschlussband zutiefst enttäuscht. Denn eines muss man einfach feststellen: Abaddons Tor (OT: Abaddon’s Gate) trägt überhaupt nichts zur Auflösung der Geschichte rund um das Protomolekül bei. Im Gegenteil, durch diverse Andeutungen und Geschehnisse wird die ganze Sache noch um ein vielfaches komplizierter und undurchsichtiger. Auch mit der Auswahl der Handlungsebenen, immerhin vier an der Zahl, ist dem Autorenduo kein großer Wurf gelungen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass die Hälfte der Erzählstränge schlichtweg überflüssig gewesen sind.

Die Geschichten rund um die Pastorin Annushka „Anna“ Volovodov und der Verschwörerin Clarissa „Melba“ Melpomene Mao sind nur leidlich interessant und kommen über eine Art Lückenfüller nicht hinaus. Obwohl beide Personen eine wichtige Rolle spielen, hätte das alles nicht so aufgebauscht werden müssen. Die Ereignisse die durch die beiden initiiert werden, hätten auch von anderen Personen angestoßen werden können. Man hätte statt dessen den beiden anderen Handlungssträngen mehr Spielraum zugestehen sollen. Schwach auch das Motiv von dem Melba getrieben wurde um Rache an Jim Holden und seiner Crew zu nehmen. Wenn man das Ergebnis am Ende des Buches bedenkt, war das alles irgendwie sinnlos.

So umfassend Melba und Anna dargestellt wurden, so stiefmütterlich fiel die Behandlung von Jim Holden und seiner Crew aus. Hier hätte ich mir eine wesentlich umfassendere Erzählung gewünscht - immerhin handelt es sich dabei um die Hauptcharaktere. Die Leute also, die alle Bücher miteinander verbinden. Das Auftauchen von Joe Miller hingegen, so sehr ich ihn auch im ersten Band gemocht habe, bleibt mir ein Rätsel. Zu nebulös und metaphysich abgehoben ist seine Rolle in der Geschichte. Ihn quasi als Gedankenprojektion Holdens erscheinen zu lassen, war einfach fehl am Platz. Wirklich gut abgeschnitten hat hingegen der vierte Erzählstrang auf dem AAP Raumer Behemoth, rund um Carlos "Bull" c de Bacca - eine der für mich interessantesten Figuren. Bull entpuppte sich als eine erfrischend unkomplizierte und vielschichtige Figur. Auch das Konfliktpotenzial auf dem Raumschiff, hervorgerufen durch die unterschiedlichen Heimatwelten des Führungspersonals, wurde von dem Autorenduo gut umgesetzt.

Bei der Handlung tritt jedoch alles auf der Stelle. Wenn man sich als Leser eine Erklärung betreffs des Protomoleküls und seiner Erschaffer erhofft hatte, wird man enttäuscht. Eher ist das Gegenteil der Fall, noch mehr Fragen werden aufgeworfen. Holden erfährt von der Raumstation, dass es noch mehr Portale ähnlich dem des in der Nähe des Uranus entdeckten gibt. Alle Portale sind wie ein Netzwerk miteinander verbunden, jedoch momentan deaktiviert, da hinter vielen dieser Portale eine unbekannte Gefahr lauert die bereits viele Sonnensysteme verwüstet hat. Um ein Übergreifen der Gefahr zu verhindern, wurden alle Portale abgeschaltet – bis auf das neu entstandene zur Erde. Da von jenseits der deaktivierten Portale noch keine –Alles klar, Gefahr beseitigt- Meldung an die Raumstation durchgegeben wurde, wartet diese nun schon seit Jahrmilliarden darauf das Netzwerk wieder aktivieren zu können. Dies alles ist jedoch nur Jim Holden bekannt.

Verzwickt wird es genau dann, als der Captain der Behemoth die Vernichtung der Raumstation, und somit auch des Portals, anordnet. Zu groß ist die Gefahr, dass unser Sonnensystem durch das Portal mit was auch immer infiltriert werden kann. Was er jedoch, im Gegensatz zu Jim Holden, nicht weiß ist, dass die Raumstation bei einem Angriff genau so reagiert, wie sie es bereits seit Milliarden von Jahren macht – mit einer Sterilisation des sich hinter dem Portal befindlichen Sonnensystems, was unweigerlich die Auslöschung jeglichen Lebens zur Folge haben würde. Eine Meuterei ist somit unabdingbar und der einzige Weg, den sturen Captain an der Realisierung seiner Entscheidung zu hindern. Was sich im weitern Verlauf entwickelt, liest sich durchwegs spannend und dramatisch. Hier laufen die Autoren zur Höchstform auf. So rasant hätte ich mir das Buch auch all die Seiten vorher schon gewünscht.

Obwohl die Geschichte den Leser zum Ende hin wirklich mitreißt, kann man den Leerlauf zu Beginn leider nicht übersehen. Die Geschehnisse kommt nur recht mühsam in Fahrt. Eine Vielzahl der neuen Charaktere werden zudem nur blass oder recht unglaubwürdig geschildert. Das Zurückgreifen auf religiöse Motive, um die Angst vor den Erschaffern der Raumstation zu schüren, wirkt erzwungen und halbherzig.

Als Pluspunkt sehe ich die für mich so ausnehmend gute und angenehm zu lesende Schreibweise des Autorenduos. Ich mag einfach die Geschichten rund um Jim Holden und seine Crew. Auch geben die von Joe Miller an Jim Holden weitergegebenen Information rund um die Portale und die noch unbekannte Bedrohung, Anlass zur Hoffnung auf weitere spannende Abenteuer. Mit dem vierten Band Cibola Burn (noch kein deutscher Titel) hat das Autorenduo die Fortsetzung bereits ins Auge gefasst. Bleibt die Hoffnung, dass die Übersetzung ins deutsche schnellstmöglich folgen wird.
 


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